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Lass es Liebe regnen...


3alam

Empfohlene Beiträge

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Nachfolgend erzähle ich Stück für Stück eine Geschichte. Sie handelt von einer jungen Frau, in der sich so manch Schwester wiederfinden könnte. Man glaubt oft, man sei nichts besonderes. Besitzt keine überirdische Besonderheit und fällt somit in die Kategorie "Durchschnitt". Es ist schwer sich selbst davon zu überzeugen, dass man weitaus mehr als das ist. Dass es die Hoffnung ist, die uns leitet... Und der Glaube an uns selbst, auch wenn dies genau in solch Zeiten unvorstellbar scheint. Nun stelle ich aber die Frage: "Wer glaubt an dich, wenn nicht du es bist? Wer zieht dich hoch, wenn nicht du es bist?" Unterschätze nicht die Kraft, die in erster Linie von dir aus geht. Das Leben ist eine Reise, keine leichte 1. Klasse Entertainment Programm- Reise, ich würde es eher mit dem "Auf dem Esel reitend, durch die Wüste-Reise" vergleichen, aber es besteht immer die Hoffnung auf eine wundervolle Oase, wenn doch die Hoffnung und der Glaube dein stetiger Reisebegleiter ist.

 

„Happy Birthday to youu, happy Birthday to youuu, Happy Birthday liebe Assya, happy Birthday to youuu“.

Gerührt blicke ich meine Familie an, die voller Enthusiasmus für mich dieses Ständchen singt. Besonders meine kleine Schwester Lina trällert aus vollem Halse mit und grinst mich anschließend mit ihrem lückenhaften Gebiss an, aus dem zwei winzig kleine Vorderzähne herausgucken. „Und jetzt schön die Kerzen auspusten Curly Sue“ fordert mich mein Bruder Mounir auf und zieht neckend an meinen Haaren, die ich vorhin eine Ewigkeit versucht habe zu bändigen, vergeblich! Ich puste die Kerzen aus und wünsche mir den Wunsch, der mir schon seit geraumer Zeit im Kopf herum spukt.

Der Wunsch, von dem ich glaube er könne mein ganzes Leben auf den Kopf stellen und mein Herz erwärmen, das sich schon so lange nach dieser geheimnisvollen Macht sehnt. Die Macht, ein Herz vollkommen auszufüllen, die Macht den Menschen in einen Zustand zu versetzen, den auch die modernste Wissenschaft nicht erforschen kann und dem so viele Menschen gnadenlos ausgeliefert zu sein scheinen:

Die wahre Liebe!

Wie oft lese ich in Büchern, welch Leidenschaft entfacht wird, sobald man sein Herz verliert. Man erblickt diese besondere Person und es ist um einen geschehen, man ist nicht mehr man selbst und fliegt in Sphären, die sich einem bis dato noch nicht erschlossen haben. Genau so etwas möchte ich fühlen, wenn ich dem Mann meiner Träume begegne, dem Mann den Allah swt. für mich ausgesucht und zu meinem Mektab erkoren hat…

 Nur bin ich mit meinen nun 24 Jahren leider immer noch nicht dieser einen Liebe begegnet und verlier so langsam die Hoffnung.

Ob ich überhaupt die Fähigkeit zu lieben besitze bleibt fraglich…

„ Lala Assyaaaaaaa noudi min n3as!!“ prompt werde ich aus meinen Gedanken gerissen und blicke in die mich fragenden Gesichter. „Schneide doch nun endlich die Torte an du Träumerin, immer das gleiche mit dir, was in deinem Kopf vor sich geht weiß nur Allah swt.“ Meine Mutter  schüttelt lächelnd den Kopf und reicht mir das Messer. Nachdem ich die Torte angeschnitten  und jedem ein Stück überreicht habe, setze auch ich mich hin und genieße meinen Geburtstagskuchen in vollen Zügen.

 

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vor 13 Stunden schrieb al-raoui:

Schöner Anfang. Die Geschichte scheint  vielversprechend zu werden.

 

Vielen Dank. Die Fortsetzung kommt auch schon heute insha'allah.

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Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie es dazu kommt, dass es so viele grundverschiedene Arten von Menschen gibt? Denkweisen, Arten zu kommunizieren, Arten Liebe auszudrücken, Arten mit Verlust umzugehen...

Ich könnte diese Liste wohl ewig fortsetzen. Ich meine, dieser Umstand ist bei einer Weltbevölkerung von über 7 Milliarden  nicht weiter verwunderlich, dennoch ist es wahrlich ein Wunder Allahs und fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

Wenn man sich nur einmal umschaut, wie verschieden die Ziele und Träume der Menschen sind. Wie unterschiedlich wir mit x-beliebigen Situationen umgehen und inwieweit sie uns mehr oder weniger verletzen, bleibt doch ein großes Erstaunen in der Luft hängen.

Kann man da groß kategorisieren? Und wenn ja, wie sähen die Kategorien bei näherer Betrachtung aus? Hängt die Persönlichkeit des Menschen doch von so vielen abstrakten Faktoren ab, die wir so gar nicht alle erfassen können, oder etwa doch?

Fragen über Fragen an solch doch grauem Sonntag...

 

Na wenn das keine Liebe ist, denke ich mir und lasse die zarte Tortencreme auf der Zunge zergehen, dabei schließe ich die Augen und lasse meinen aufwühlenden Traum der letzten Nacht Revue passieren:

Warme braune Augen, die mich zärtlich anblicken, eine Strähne, die ihm ins Gesicht fällt und sein rechtes Auge verdeckt, Mondschein, der alles um uns herum erhellt und seine markanten Gesichtszüge in warmes Licht taucht…

Mit klopfendem Herzen wachte ich an diesem sonnigen Morgen auf und habe versucht meinen schnellen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Wie kann ich so etwas träumen, wenn ich solch einem Menschen noch nie begegnet bin? Es wirkte alles so vertraut, so real und doch wühlten mich diese Bilder der Hingabe und gnadenlosen Zuneigung auf. Wer war dieser Mann? Und was hat meine doch sonst so rationalen Gehirnzellen dazu bewegt, solch ein Traumbild zu erstellen?

 Ein letztes Tortenstück liegt verloren auf dem Tablett herum und winkt mich förmlich zu sich. Ich stehe auf, bin mit zwei Schritten am Tisch und will mir das wertvolle Gut in den Mund schieben als Mounir plötzlich neben mir steht und es mir aus der Hand nimmt. „Ya 3abouza! “ Das Stück macht sich doch eh viel besser in meinem Magen“ Zwinkernd macht er sich mit MEINEM Stück davon und ich lasse mich verärgert wieder auf die Couch fallen. Lina kommt mit meinem Handy an getapst, das just in dem Moment zu bimmeln anfängt.

„Hallo Assya, ich bins die Anna, es tut mir Leid, dass ich dich so kurzfristig fragen muss, aber wäre es möglich jetzt in die Boutique zu kommen? Hier ist der Teufel los und Martina hat sich krank gemeldet, alleine bewältige ich den Ansturm nie und nimmer“.

Naaa super, da freue ich mich einmal auf einen Familienabend an dem es allein um mich geht und dann sowas. Widerwillig sage ich ihr zu und verspreche, mich direkt auf den Weg zu machen. Ich verabschiede mich von meiner Familie, die mich für mein zu „heftiges“ Engagement tadeln und rase mit dem Auto ins Einkaufszentrum. In Gedanken versunken fahre ich das Auto ins Parkhaus und schalte den Motor ab. Völlig außer Puste komme ich an. Anna fällt mir in die Arme und bedankt sich überschwänglich für meine Flexibilität. Sie hat leider nicht zu viel versprochen und in den nächsten 5 Stunden bin ich mit abkassieren und beraten beschäftigt. Die Stunden vergehen wie im Flug und als wir den Laden um 22 Uhr schließen bin ich fix und fertig. Mein Magen macht sich bemerkbar und fängt laut an zu knurren woraufhin Anna in lautes Gelächter ausbricht.

„Na da hat aber jemand Mords Hunger was? Mach dich Heim Liebes und Danke nochmals für deine Hilfe, ich räume hier noch ein wenig durch und fahre dann auch nach Hause“. Ich bedanke mich bei ihr und mache mich auf den Weg ins Parkhaus.

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Der Hormonhaushalt des Menschen ist mir ein Rätsel. Wie kann es sein, dass wir so stark von Gefühlen geleitet werden können? Offensichtliche Fakten werden außer Acht gelassen, sobald sich unsere Sehnsüchte auftun.

Du weißt mit 100%-iger Sicherheit, dass Antwort A richtig ist, darüber lässt sich nicht streiten und doch wählst du Antwort B ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken, da du auf jenes Gefühl nicht verzichten möchtest, dass Antwort B in dir hervorruft. So und nun lasst uns einmal wissenschaftlich werden.

Wie in drei Teufels Namen setzen sich die Vorgänge in unserem Körper zusammen, die in jenem Moment von statten gehen? Welche Synapsen verknüpfen sich miteinander? Wie sähe das Bild aus, das wir betrachten, könnte man diesen Vorgang visuell vor sich liegen haben?

 

Abrupt bleibe ich stehen, als ich den leeren Parkplatz erblicke wo einst noch mein Auto stand. Bin ich jetzt vollkommen verrückt geworden oder habe ich mich vertan? Ich schaue auf die Beschreibung des Parkdecks und vergewissere mich, dass es sich hierbei um keinen Irrtum meinerseits handelt. Ich drehe meinen Kopf nach rechts und erblicke mein liebes Gefährt auf der gegenüberliegenden Seite.

An den Reifen sind Steine befestigt und mir schwant Böses. Mit klopfendem Herzen laufe ich hin, an der Windschutzschreibe ist ein Zettel befestigt und ich öffne ihn mit zittrigen Händen. „Sie haben vergessen, die Handbremse zu ziehen, woraufhin ihr Pkw nach hinten gerollt ist und einen anderen Pkw beschädigt hat. Bitte melden Sie sich umgehend bei der Zentrale.“ Ich rufe bei der Zentrale an, gebe meinen Namen durch und werde gebeten im Parkhaus zu warten bis die zwei Polizeibeamten eintreffen. So ein Mist aber auch, da macht man was Nettes und hat am Ende nichts als Ärger!

Als die Beamten eintreffen traue ich meinen Augen nicht, zwei dunkelhaarige Männer Mitte Zwanzig steigen aus und bitten mich um meinen Personalausweis. Brav tue ich wie mir geheißen und meine Personalien werden abgefragt.

„Na Sie sind mir eine, wir haben Sie im ganzen Einkaufszentrum ausrufen lassen, aber es hat sich keiner gemeldet. Anschließend haben wir uns auf eine abenteuerliche Reise begeben um ihr Auto an erneutem Wegrollen zu hindern und Steine gesucht, die wir an den Reifen befestigen können. Haben Sie zu ihrer Verteidigung etwas zu sagen?“.

Grinsend schaut mich Beamter Nummer eins an und ich bemerke ein mir vollkommen fremdes Gefühl. Mein Herz macht einen Satz und klopft schneller, während ich anfange zu stottern. „Nun ja..ähh...ich war in Eile und habe vergessen die...ja die…“ „Handbremse?“ hilft mir der Beamte auf die Sprünge.

 Assya reiß dich um Himmels Willen zusammen, du machst dich hier zum reinsten Volltrottel!! „Ja, genau und habe vergessen die Handbremse zu ziehen, es tut mir wirklich leid für die ganzen Umstände, die ich damit verursacht habe. Es lag wirklich nicht in meiner Absicht für Chaos zu sorgen“

Puhh ging doch und jetzt noch ein schuldbewusstes Lächeln. Ohje, nur nicht in seine Augen schauen, die lassen mich all das vergessen, was sich zuvor noch in meinem doch sonst so schlagfertigen Inneren befand. „Einsicht ist ja bekanntlich der beste Weg zur Besserung und da Sie sich einsichtig zeigen, belassen wir es hierbei und erlassen Ihnen das Bußgeld wegen der vergessenen Handbremse, leider müssen Sie sich dennoch mit dem Inhaber des geschädigten PKW´s austauschen.“ Ich fange den bösen Blick des 2.Beamten auf, der mit der Entscheidung seines Kollegen wohl nicht ganz so einverstanden zu sein scheint, Beamter Nummer 1 ignoriert ihn aber ganz frech und bittet mich eine Nummer anzugeben, auf der mich der PKW Fahrer erreichen kann. Nachdem ich ihnen die Nummer gegeben habe, verabschieden sie sich schon und ich mache mich verwirrter denn. je auf den Heimweg.

Zu Hause angekommen ist die Wohnung in dunkles Licht getaucht und ich gebe meiner Mutter, die schon im Bett liegt, einen Kuss auf die Stirn. „3alaslamtak binti, du bist spät dran geh ins Bett und vergiss nicht Du3a aufzusagen bevor du einschläfst“ sagt sie mit verschlafener Stimme und ich gehe in mein Zimmer. Dieser Beamte spukt in meinem Kopf herum, er hat etwas in mir bewegt, von dem ich nicht geglaubt habe es stecke in mir. Dabei weiß ich gar nicht wer er ist und ob er überhaupt diese verrückte und mir unerklärliche Spannung ebenfalls gespürt hat. Allahua3lam, möge Allah mir den richtigen Weg weisen…

Mein Handy blinkt und ein unbekannter Anruf geht ein, ich melde mich zögerlich und kann nicht fassen wer sich am anderen Ende der Leitung meldet.

„Magnoui mein Name, ich hoffe Sie sind nach dem kleinen Malheur gut nach Hause gekommen, ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir ihre Nummer weitergeleitet haben und unsere Arbeit an dieser Stelle getan ist. Auf ein Protokoll haben wir verzichtet und hoffen, so etwas passiert Ihnen in der Zukunft nicht noch einmal“. Mein Herz fängt an zu klopfen und ich bringe nichts dämlicheres heraus als ein „Das ist aber lieb von Ihnen!“. Der Beamte lacht und erwidert „Tja, so sind wir, die Retter in der Not! So, Ihnen noch einen schönen Abend und denken Sie daran: Immer schön die Handbremse ziehen“.

Dankend verabschiede ich mich von ihm und lege auf. Bilde ich mir das alles nur ein oder zeigt er ein kleines bisschen Interesse an mir? Kann man seine Wortspiele als Flirt auffassen? Ich mache mir doch allen Ernstes Gedanken darüber, was er von mir denkt anstatt einen verdammten Heulkrampf wegen meines armen Autos zu bekommen. Bloß nicht an das hübsche Sümmchen denken, dass ich zu bezahlen habe wenn der blöde Autofahrer den Schaden schätzen lässt, den ich unwissentlich verursacht habe.

Ich frage mich wie viele Menschen auf der Welt sich im Sekundentakt wünschen, sie wären gewissen Personen nicht begegnet. Im Nachhinein kann man Geschehenes nicht rückgängig machen und beschäftigt sich dennoch mit dem Satz: Was wäre wenn…? Ja, was wäre wenn…

Die Uhr zeigt 01:30 und ich finde nicht in den Schlaf. Der Tag beinhaltete eindeutig zu viel Action, mein Kopf sieht das als gekommenen Anlass, um zu rattern wie verrückt. Bilder des Beamten schieben sich immer wieder zwischen meine Gedanken. Warme braune Augen die umrandet sind von dichten und langen Wimpern, Schwarzes glattes Haar, das einen Kontrast zu seinem so hellen und markanten Gesicht bildet…Moment mal? Für den Bruchteil einer Sekunde wird mir warm und kalt zugleich, die Bilder meines gestrigen Traums und die des Beamten verschwimmen ineinander und es ergibt alles einen Sinn. Als wäre er es, der seinen Eintritt in meinem Leben zuvor angekündigt hat.

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vor 2 Stunden schrieb WALL*E:

Es erfüllt mich immer wieder mit Stolz, wenn unsere Landsleute über einen solch überragenden Sprachstil verfügen. ????????????

Vielen lieben Dank. Es freut mich, dass dir mein Schreibstil gefällt. :$

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Habt ihr euch schon einmal vorgestellt, wie es wäre in einem anderen Bett aufzuwachen? Ihr öffnet eure Augen, schaut verwirrt nach rechts und links, atmet tief ein und versucht euch zu orientieren. Das Zimmer ist euch fremd, die Tapete eine vollkommen andere..

Als Kind tat ich dies sehr oft, ich lag abends im Bett und ahmte diese Szene nach, versuchte in die Rolle der Person zu schlüpfen, die an einem komplett fremden Ort aufwacht. Ich stellte mir vor, wie ich mich in das Leben dieser fremden Person einfand. Wie ich den Alltag dieser Person meisterte und diesen zu meinem machte..

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, klingt dieser Gedanke vollkommen absurd und ist mir fast schon peinlich. Aber spiegelt nicht gerade dieses Verhalten unsere Wünsche und Ängste wider? Wir vergleichen uns bewusst und unbewusst mit anderen. Messen uns an ihrem Erfolg und schneiden insgeheim immer schlechter ab. Wir sehen unsere Stärken nicht und dafür umso deutlicher unsere Schwächen. Das Gras scheint auf der anderen Seite einfach immer wesentlich grüner...

 

Assya behalte ja die Ruhe, die Aufregung des gesamten Tages macht sich bemerkbar und ich spinne wieder die komplexesten Hirngespinste. Ich zwinge mich an einen schwarzen, leeren Ort zu denken, wo weder Beamte, noch beschädigte Autos ihren Platz haben und nehme verschwommen wahr,  wie alles um mich herum dunkel wird…

Rosenblätter, die sich über den ganzen Weg erstrecken, lauwarme Luft und das Zirpen von Grillen. Ich atme den intensiven Geruch ein, der aus den Bäumen und Gebüschen strömt. Ich fühle, wie mein Innerstes endlich ankommt. So als hätte ich eine lange Reise hinter mir, die hier ihr lang ersehntes Ende erfährt. Langsam drehe ich mich um und schaue in das Gesicht, das nur wenige Zentimeter von meinem entfernt ist und mich voller bedingungsloser Liebe anschaut. Seine Mundwinkel bewegen sich langsam nach oben, er legt den Kopf schief und lächelt mich an, während ich einen kleinen Schritt nach vorne wage und meine Hand auf seine Wange lege. Dabei empfinde ich, als fliege ein Schwall Schmetterlinge durch meinen gesamten Magenbereich.

„Du bist es oder? Der Eine, mein Mektab.“, hauche ich.  Er räuspert sich und setzt zum Reden an…

„Pieeeeeeeep, pieeeeeeeep, pieeeeeeep“, mein verdammter Wecker! Ich fühle mich wie gerädert und mein Mund ist ganz trocken. Ich torkele ins Bad und spritze kaltes Wasser auf mein Gesicht. Der zweite Traum in Folge subhanallah, was hat das Ganze zu bedeuten? Ich vollziehe die Gebetswaschung und bete, bevor ich mich für die Uni fertig mache.

Meine Mutter ist wie immer schon voller Tatendrang und kräftig am Wischen. „sbah lkheir binti, wie hast du geschlafen?“. Der perfekte Zeitpunkt um ihr vom gestrigen Abend zu erzählen, ich berichte ihr von meiner Dummheit und dem Endes des ganzen Malheurs, dabei lasse ich die verwirrende Begegnung mit dem Beamten jedoch vorerst weg. „Alles Mektab binti, mach dir nicht allzu große Gedanken darüber, du kannst es im Enddefekt nicht rückgängig machen und wir werden sehen, was die Reparatur des Autos kosten wird, kheir in shaa allah“. „In shaa allah Mama, ich mache mich jetzt mal auf den Weg zur Uni, bis später in shaa allah“.

Kaum bin ich draußen wähle ich die Nummer meiner großen Schwester und gleichzeitig besten Freundin Manar. Nachdem ich auch ihr von meinem Abenteuer erzählt habe (natürlich die Vollversion des GanzenJ) ist sie skeptisch.

„Und du bist dir sicher, dass eine Verbindung zwischen den Träumen und diesem Mann besteht? Ist das nicht ein wenig weit hergeholt? Du kennst ihn überhaupt nicht und er hat im Grunde genommen lediglich seinen Job getan, meinst du nicht?“.

Ihre nüchterne Erklärung des Ganzen verunsichert mich und ich bin mir nicht mehr so sicher, ob er wirklich der Eine sein könnte, der in den Träumen solche Gefühle in mir ausgelöst hat. „Vielleicht hast du Recht Schwester, allahua3lam, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er sich in meine Gehirnzellen eingenistet hat und anscheinend nicht die Absicht besitzt dort wieder auszuziehen, was mache ich nur?“. Und wieder gibt sie mir eine ernüchternde Antwort und holt mich damit endgültig auf den Boden der Tatsache zurück: „Vergiss ihn Schwesterherz, mach dir keine unnötigen Gedanken, wenn du noch nicht einmal weißt wer er ist und ob er überhaupt Interesse an dir hat. Wenn Letzteres der Fall zu sein scheint, wird er einen Weg finden es dich wissen zu lassen und wenn dem nicht so ist, so wirst du in shaa allah einen anderen Menschen finden, der dein Traumbild ausfüllen wird“.

„So soll es sein und jetzt muss ich auflegen, bin in der Uni angekommen, wir reden später in shaa allah“.

Ich beende das Gespräch und versuche mich anschließend auf den Dozenten zu konzentrieren, der die verschiedenen kognitiven Entwicklungsstufen eines Kindes zum Besten gibt. Noch trockener kann man eine Vorlesung wohl kaum gestalten, aber eines muss man ihm schon zu Gute halten, er rattert das Ganze wenigstens nicht wie die anderen in Lichtgeschwindigkeit herunter, sondern so, dass ich mir genügend Notizen machen kann, die ich zu Hause brav lernen werde.

Noch zwei Semester und ich habe in shaa allah mein erstes Staatsexamen in der Tasche. Der Lehrerberuf hat mich schon immer gereizt, die Herausforderung Kindern eine Vorbildfunktion zu sein und ihnen Dinge mit auf den Weg zu geben, die sie ihr ganzes Leben lang prägen werden. Das ist der Anspruch, den ich an mich selbst stelle und auf den ich tagtäglich hinarbeite. Mein Studium habe ich bis jetzt glänzend vollzogen und will mir keinen auch noch so kleinen Patzer erlauben. Doch erstmalig in meiner ganzen Unilaufbahn driften meine Gedanken während einer Vorlesung weg und bleiben an einem attraktiven Polizisten in Uniform hängen, dessen Augenfarbe der von flüssigem Honig ähnelt. Ob er gerade wieder einer jungen Frau in der Not hilft und sie dabei so anlächelt wie mich noch einen Tag zuvor? Bei dem Gedanken wird mir übel und ich erschrecke über diese Gedanken, die mir eindeutig zeigen, dass es um mich geschehen ist. Verdammt! Tief einatmen und konzentrieren. Mit Mühe und Not überstehe ich den Uni Tag und die darauffolgenden ohne dass ein weiteres Zeichen seinerseits kommt…

Kristalle glitzern in tausenden Farben, je nachdem aus welcher Perspektive die Sonne darauf scheint… So glitzerte auch ich, als die Strahlen deines Herzens auf mich gerichtet waren. Leider wanderten sie weiter und trafen einen anderen Punkt, sodass ich in Dunkelheit getaucht wurde…Mein Lichtblick…

„Assyaaaa bist du fertig? Alle warten auf dich! Mama ist schon ganz böse und Papa läuft im Wohnzimmer auf und ab!“. Linas dunkelblonder Lockenkopf lugt durch den offenen Türspalt und sie schaut mich erstaunt an. „Du siehst sooo schön aus, wie eine Prinzessin oder nein, wie eine Königin! Darf ich deine Hand halten wenn wir rausgehen?“ Gerührt schaue ich meinen kleinen Wonneproppen an: „Natürlich darfst du das Hbiba und jetzt nichts wie los, wir wollen ja nicht zu spät zu meiner Absolventenfeier kommen, Assya ist bald eine Lehrerin und bekommt ihre eigene Klasse“.

 

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  • 2 Wochen später...
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Träume. In allen Farben und Formen. So facettenreich und oftmals unglaublich verwirrend... Seid ihr schon einmal mitten in der Nacht aufgewacht und habt euch vollkommen verwirrt im eigenen Bett vorgefunden? Ich bin mir sicher, dass euch mindestens eine Nacht im Gedächtnis hängen geblieben ist. Das Herz pocht noch sehr schnell vom zuvor geträumten. Die Handlung fühlte sich so echt an, so real und greifbar. Ihr spürt noch dieses starke Gefühl, dass ihr während des Traumes durchlebt habt. Mir erscheint, als seien die Gefühle, die wir in Träumen verspüren doppelt so stark als im realen Leben. Ob es nun ein wundervoller Traum ist von dem ihr gar nicht entrissen werden wolltet oder aber ein Alptraum ist, der euch schweißgebadet aufschrecken lässt, spielt hier keine Rolle. Vielmehr bin ich fasziniert von unserem Gehirn und den Vorgängen, die während des Schlafs vonstatten gehen. Die Wissenschaft steht in diesem Gebiet vor vielen verschlossenen Türen, auch wenn der Schlaf des Menschen schon seit geraumer Zeit analysiert wird. Wie erklärt man sich dieses Mysterium? Von wievielen Faktoren hängt die Zusammensetzung eines Traumes ab? Wieviel schreibt man unserem Gedächtnis und das zuvor erlebte Geschehen zu?  Und welcher Teil wird von etwas komplett anderem bestimmt? Auf der Suche nach Antworten tun sich mir nur weitere Fragen auf...

 

Mit glänzenden Augen fragt sie mich, ob sie dann auch in meine Klasse kommt und ich drücke sie fest an mich: „In shaa allah meine kleine Maus“.

Als wir in dem reich verzierten Festsaal ankommen, in dem ich heute graduiert werde steigen mir Tränen in die Augen. Ein weiterer Schritt, den ich meinem Ziel nun weitergekommen bin. Meine Familie ist überglücklich und mein Vater platzt vor Stolz. „Meine kleine Assya hat es geschafft, tbarkellah 3lik ya binti“.

Als ich das ganze organisatorische Prozedere hinter mich gebracht habe gehen wir schön essen und ich kann mich nicht daran erinnern, meine Eltern jemals so ausgelassen gesehen zu haben. Ein wohlig warmes Gefühl überkommt mich und ich spüre die Zuneigung zu meiner Familie mit jeder Faser meines Körpers.

Abends liege ich glücklich, zufrieden und vor allen Dingen pappsatt J in meinem kuscheligen Bett, während ich den gesamten Tag Revue passieren lasse. Ich setze ein Häkchen auf meine imaginäre Liste und sehe das Referendariat als nächstes Ziel vor mir, davor aber genieße ich zwei freie Monate, in denen ich nichts auswendig lernen muss, geschweige denn tagelange Büchereibesuche über mich ergehen lasse. Es hat endlich ein Ende!! Ich merke, wie meine Gedanken ungeformter werden und schließlich zu einer verschwommenen Masse werden…

„Assya, ich denke an dich“. Warme honigbraune Augen, die zu schmalen Schlitzen werden, als er mich anlächelt. Wieder spüre ich die lauwarme Luft, die gemächlich ihre Bahnen um uns herum zieht. Ich spüre das Leben in jedem Winkel, höre die zirpenden Grillen und sauge die wohlriechende Luft in mir auf. Leicht hebe ich meinen Kopf und sehe den Mond über uns scheinen und unsere Gesichter erhellen. Fragend sehe ich ihn an: „Wo warst du die ganze Zeit? Du fehlst mir…Du fehlst hier!“ Ich spüre seinen Atem als er seine Stirn gegen meine drückt und zum Reden ansetzt…

Benommen öffne ich die Augen und befinde mich in meinem dunklen Zimmer. Das Fenster ist geöffnet und die Gardinen bewegen sich. Ich stehe auf und tapse ans Fenster um den nächtlichen Sommerwind an meiner Haut spüren zu können. Der Mond scheint hell über die Dächer der benachbarten Häuser und ruft die Erinnerungen meines Traums hervor. Ich versuche die Bilder wieder aufzurufen, vergeblich...

Assya, werd jetzt bloß nicht melancholisch, ermahne ich mich selbst, alles ist Mektab und ich muss auf Allah vertrauen…“Denn nur er weiß es am besten“.

 Mein Handy blinkt und zeigt an, dass eine neue Nachricht eingegangen ist. Die Uhr zeigt 03.54, wer sollte mir um diese Uhrzeit schreiben? Von der Neugierde gepackt öffne ich die Nachricht und lese ein schlichtes und einfaches „Hallo“ von einer mir unbekannten Nummer. „Wer bist du?“ tippe ich zurück. Wie hypnotisiert schaue ich auf mein Handy und warte auf die nächste Nachricht, doch auch in den nächsten Minuten trifft keine weitere ein. Dann nicht! Ich lege mich wieder ins Bett und schon bald überkommt mich ein tiefer und traumloser Schlaf.

Als ich meine Augen erneute öffne, scheint die Sonne schon so hell, als wolle sie noch einmal beweisen, welche Kraft sie besitzt. Es duftet nach Kaffee und ich fühle mich so heimisch wie noch nie. Mit Kaffeegeruch assoziiere ich schon seit Kindertagen Geborgenheit. Ich weiß, dass ich die Treppen runter laufen kann und in das Gesicht meiner geliebten Mama schauen darf, die den Tisch schon reichhaltig für mich gedeckt hat. Ich lächele selig in mich hinein und ziehe mein Handy unter meinem Kissen hervor, um nach der Uhrzeit zu sehen. 10:26 Uhr und eine neue Nachricht von der unbekannten Nummer. Gespannt öffne ich sie und runzele die Stirn: „Bist du Assya?“ blinkt mir entgegen. Ich schreibe in Lichtgeschwindigkeit zurück, dass ich es bin und ich gerne mal wissen würde, wer sich hinter dieser Nummer verbirgt. Was ich zurückgeschickt bekomme, verschlägt mir für einen Moment die Sprache:

„Salam liebe Assya ich kann mir denken, dass du wissen willst wer ich bin und warum ich dir schreibe. Ich weiß im Moment nur, dass ich ziemlich verwirrt bin. Wir haben uns vor etwas längerer Zeit kurz kennengelernt und etwas an dir hat mich umgehauen. Wenn ich ehrlich bin, hat mich dein Lachen beeindruckt. So grübelte ich die ganze Zeit, ob ich dir schreibe oder dies lieber sein lasse. Ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten oder dich in Verlegenheit bringen. Nun konnte ich mich dazu durchdringen dir ein Hallo zu schreiben. Ich weiß, nicht sehr einfallsreich, aber ich habe ellenlange Texte verfasst und sie anschließend gelöscht, da ich dich nicht direkt überfallen wollte. Wenn ich ehrlich bin, so finde ich es selbst nicht in Ordnung von mir dir einfach so zu schreiben, aber kannst du mir sagen, wie ich sonst mit dir ins Gespräch gekommen wäre? Ich habe es in dieser Zeit nicht herausbekommen. Ich bin selbst religiös und kann daher verstehen, wenn du mir den Vogel zeigst. Ich ziele nicht darauf ab, mich sofort mit dir zu treffen. Es ist dir überlassen, ob du herausfinden möchtest welcher Fremde dir so merkwürdig erscheinende Sachen schreibt oder du mir sagst, ich solle dies bitte unterlassen. Beides würde ich selbstverständlich akzeptieren“.

Mein Herz fängt an wie wild zu pochen und ich frage mich, ob es wirklich sein könnte, dass hinter dieser Nachricht Mr. Polizist steckt. Mit zittrigen Händen rufe ich Manar an und lese ihr die Nachricht vor. Auch sie kippt von den Latschen und will unbedingt am Telefon bleiben, während ich ihm zurück schreibe.

„Sag mir doch bitte wer du bist und woher du meine Nummer hast.“ Mehr bringe ich vorerst nicht raus, „Du hast mir deine Nummer gegeben und unser erstes Treffen zählt definitiv nicht zu den angenehmsten, die du hattest“.

Manar, er ist es!! Es ist der Polizist, ich kanns nicht fassen, kannst du kurz rüberkommen und mich zwicken? Ich will nicht wieder träumen und herausgerissen werden. Lachend beruhigt sie mich und bittet mich, sie weiterhin auf dem Laufenden zu halten, sie müsse ihre Tochter vom Kindergarten abholen. Wir verabschieden uns und ich widme mich wieder meinem Handy. „Welchen Beruf übst du aus?“, frage ich mit klopfendem Herzen. Endgültige Gewissheit erlange ich mit dieser Nachricht: „Denkst du auch immer schön brav an die Handbremse? ;-)“.

Was in den kommenden Wochen folgt, hätte ich mir sogar in den kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Eine Zeit voller Liebe und Vertrauen, das mit jedem weiteren Tag, den wir schreiben und telefonieren wächst. Hang ich zuvor noch an meinen Träumen, die mir dieses Gefühl bescherten, möchte ich nun keine einzige wache Minute missen. Haitam ist zwar Tunesier, doch diese Tatsache blende ich gewissenhaft aus. Was zählt ist sein Glaube und seine Persönlichkeit, mit der er mich um den Verstand zu bringen scheint. Es ist geradezu beängstigend, wie er meine Gedanken liest und anhand meines ersten Wortes am Telefon bemerkt, welche Laune ich gerade habe.

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vor 3 Stunden schrieb 3alam:

Träume. In allen Farben und Formen. So facettenreich und oftmals unglaublich verwirrend... Seid ihr schon einmal mitten in der Nacht aufgewacht und habt euch vollkommen verwirrt im eigenen Bett vorgefunden? Ich bin mir sicher, dass euch mindestens eine Nacht im Gedächtnis hängen geblieben ist. Das Herz pocht noch sehr schnell vom zuvor geträumten. Die Handlung fühlte sich so echt an, so real und greifbar. Ihr spürt noch dieses starke Gefühl, dass ihr während des Traumes durchlebt habt. Mir erscheint, als seien die Gefühle, die wir in Träumen verspüren doppelt so stark als im realen Leben. Ob es nun ein wundervoller Traum ist von dem ihr gar nicht entrissen werden wolltet oder aber ein Alptraum ist, der euch schweißgebadet aufschrecken lässt, spielt hier keine Rolle. Vielmehr bin ich fasziniert von unserem Gehirn und den Vorgängen, die während des Schlafs vonstatten gehen. Die Wissenschaft steht in diesem Gebiet vor vielen verschlossenen Türen, auch wenn der Schlaf des Menschen schon seit geraumer Zeit analysiert wird. Wie erklärt man sich dieses Mysterium? Von wievielen Faktoren hängt die Zusammensetzung eines Traumes ab? Wieviel schreibt man unserem Gedächtnis und das zuvor erlebte Geschehen zu?  Und welcher Teil wird von etwas komplett anderem bestimmt? Auf der Suche nach Antworten tun sich mir nur weitere Fragen auf...

 

Mit glänzenden Augen fragt sie mich, ob sie dann auch in meine Klasse kommt und ich drücke sie fest an mich: „In shaa allah meine kleine Maus“.

 

Als wir in dem reich verzierten Festsaal ankommen, in dem ich heute graduiert werde steigen mir Tränen in die Augen. Ein weiterer Schritt, den ich meinem Ziel nun weitergekommen bin. Meine Familie ist überglücklich und mein Vater platzt vor Stolz. „Meine kleine Assya hat es geschafft, tbarkellah 3lik ya binti“.

 

Als ich das ganze organisatorische Prozedere hinter mich gebracht habe gehen wir schön essen und ich kann mich nicht daran erinnern, meine Eltern jemals so ausgelassen gesehen zu haben. Ein wohlig warmes Gefühl überkommt mich und ich spüre die Zuneigung zu meiner Familie mit jeder Faser meines Körpers.

 

Abends liege ich glücklich, zufrieden und vor allen Dingen pappsatt J in meinem kuscheligen Bett, während ich den gesamten Tag Revue passieren lasse. Ich setze ein Häkchen auf meine imaginäre Liste und sehe das Referendariat als nächstes Ziel vor mir, davor aber genieße ich zwei freie Monate, in denen ich nichts auswendig lernen muss, geschweige denn tagelange Büchereibesuche über mich ergehen lasse. Es hat endlich ein Ende!! Ich merke, wie meine Gedanken ungeformter werden und schließlich zu einer verschwommenen Masse werden…

 

„Assya, ich denke an dich“. Warme honigbraune Augen, die zu schmalen Schlitzen werden, als er mich anlächelt. Wieder spüre ich die lauwarme Luft, die gemächlich ihre Bahnen um uns herum zieht. Ich spüre das Leben in jedem Winkel, höre die zirpenden Grillen und sauge die wohlriechende Luft in mir auf. Leicht hebe ich meinen Kopf und sehe den Mond über uns scheinen und unsere Gesichter erhellen. Fragend sehe ich ihn an: „Wo warst du die ganze Zeit? Du fehlst mir…Du fehlst hier!“ Ich spüre seinen Atem als er seine Stirn gegen meine drückt und zum Reden ansetzt…

 

Benommen öffne ich die Augen und befinde mich in meinem dunklen Zimmer. Das Fenster ist geöffnet und die Gardinen bewegen sich. Ich stehe auf und tapse ans Fenster um den nächtlichen Sommerwind an meiner Haut spüren zu können. Der Mond scheint hell über die Dächer der benachbarten Häuser und ruft die Erinnerungen meines Traums hervor. Ich versuche die Bilder wieder aufzurufen, vergeblich...

 

Assya, werd jetzt bloß nicht melancholisch, ermahne ich mich selbst, alles ist Mektab und ich muss auf Allah vertrauen…“Denn nur er weiß es am besten“.

 

 Mein Handy blinkt und zeigt an, dass eine neue Nachricht eingegangen ist. Die Uhr zeigt 03.54, wer sollte mir um diese Uhrzeit schreiben? Von der Neugierde gepackt öffne ich die Nachricht und lese ein schlichtes und einfaches „Hallo“ von einer mir unbekannten Nummer. „Wer bist du?“ tippe ich zurück. Wie hypnotisiert schaue ich auf mein Handy und warte auf die nächste Nachricht, doch auch in den nächsten Minuten trifft keine weitere ein. Dann nicht! Ich lege mich wieder ins Bett und schon bald überkommt mich ein tiefer und traumloser Schlaf.

 

Als ich meine Augen erneute öffne, scheint die Sonne schon so hell, als wolle sie noch einmal beweisen, welche Kraft sie besitzt. Es duftet nach Kaffee und ich fühle mich so heimisch wie noch nie. Mit Kaffeegeruch assoziiere ich schon seit Kindertagen Geborgenheit. Ich weiß, dass ich die Treppen runter laufen kann und in das Gesicht meiner geliebten Mama schauen darf, die den Tisch schon reichhaltig für mich gedeckt hat. Ich lächele selig in mich hinein und ziehe mein Handy unter meinem Kissen hervor, um nach der Uhrzeit zu sehen. 10:26 Uhr und eine neue Nachricht von der unbekannten Nummer. Gespannt öffne ich sie und runzele die Stirn: „Bist du Assya?“ blinkt mir entgegen. Ich schreibe in Lichtgeschwindigkeit zurück, dass ich es bin und ich gerne mal wissen würde, wer sich hinter dieser Nummer verbirgt. Was ich zurückgeschickt bekomme, verschlägt mir für einen Moment die Sprache:

 

„Salam liebe Assya ich kann mir denken, dass du wissen willst wer ich bin und warum ich dir schreibe. Ich weiß im Moment nur, dass ich ziemlich verwirrt bin. Wir haben uns vor etwas längerer Zeit kurz kennengelernt und etwas an dir hat mich umgehauen. Wenn ich ehrlich bin, hat mich dein Lachen beeindruckt. So grübelte ich die ganze Zeit, ob ich dir schreibe oder dies lieber sein lasse. Ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten oder dich in Verlegenheit bringen. Nun konnte ich mich dazu durchdringen dir ein Hallo zu schreiben. Ich weiß, nicht sehr einfallsreich, aber ich habe ellenlange Texte verfasst und sie anschließend gelöscht, da ich dich nicht direkt überfallen wollte. Wenn ich ehrlich bin, so finde ich es selbst nicht in Ordnung von mir dir einfach so zu schreiben, aber kannst du mir sagen, wie ich sonst mit dir ins Gespräch gekommen wäre? Ich habe es in dieser Zeit nicht herausbekommen. Ich bin selbst religiös und kann daher verstehen, wenn du mir den Vogel zeigst. Ich ziele nicht darauf ab, mich sofort mit dir zu treffen. Es ist dir überlassen, ob du herausfinden möchtest welcher Fremde dir so merkwürdig erscheinende Sachen schreibt oder du mir sagst, ich solle dies bitte unterlassen. Beides würde ich selbstverständlich akzeptieren“.

 

Mein Herz fängt an wie wild zu pochen und ich frage mich, ob es wirklich sein könnte, dass hinter dieser Nachricht Mr. Polizist steckt. Mit zittrigen Händen rufe ich Manar an und lese ihr die Nachricht vor. Auch sie kippt von den Latschen und will unbedingt am Telefon bleiben, während ich ihm zurück schreibe.

 

„Sag mir doch bitte wer du bist und woher du meine Nummer hast.“ Mehr bringe ich vorerst nicht raus, „Du hast mir deine Nummer gegeben und unser erstes Treffen zählt definitiv nicht zu den angenehmsten, die du hattest“.

 

Manar, er ist es!! Es ist der Polizist, ich kanns nicht fassen, kannst du kurz rüberkommen und mich zwicken? Ich will nicht wieder träumen und herausgerissen werden. Lachend beruhigt sie mich und bittet mich, sie weiterhin auf dem Laufenden zu halten, sie müsse ihre Tochter vom Kindergarten abholen. Wir verabschieden uns und ich widme mich wieder meinem Handy. „Welchen Beruf übst du aus?“, frage ich mit klopfendem Herzen. Endgültige Gewissheit erlange ich mit dieser Nachricht: „Denkst du auch immer schön brav an die Handbremse? ;-)“.

 

Was in den kommenden Wochen folgt, hätte ich mir sogar in den kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Eine Zeit voller Liebe und Vertrauen, das mit jedem weiteren Tag, den wir schreiben und telefonieren wächst. Hang ich zuvor noch an meinen Träumen, die mir dieses Gefühl bescherten, möchte ich nun keine einzige wache Minute missen. Haitam ist zwar Tunesier, doch diese Tatsache blende ich gewissenhaft aus. Was zählt ist sein Glaube und seine Persönlichkeit, mit der er mich um den Verstand zu bringen scheint. Es ist geradezu beängstigend, wie er meine Gedanken liest und anhand meines ersten Wortes am Telefon bemerkt, welche Laune ich gerade habe.

 

du hast einen schönen schreibstil

lesezeichennn

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  • Mitglied
vor 48 Minuten schrieb lachhhh:

du hast einen schönen schreibstil

lesezeichennn

Vielen Dank liebe Schwester. :)

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  • 1 Jahr später...

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