Zum Inhalt springen

Mein Name ist Kellogs


Gast Lou-Cinda-

Empfohlene Beiträge

Gast Lou-Cinda-

Und ich fange gleich oder später irgendwann mal in der Zukunft eine Geschichte zu schreiben an. Die einzige, die hier mit mir fortführend schreiben darf, ist Gipsy.:love: Danke für eure Aufmerksamkeit und bleibt dran. :o:D

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Lou-Cinda-

AW: Mein Name ist Kellogs [QUOTE=Iloili;2275742]:ole: Lesezeichen[/QUOTE] Oh die erste Leserin.:ole: Ich hoffe ihr bleibt dran. :D [B]Prolog:[/B] Es war einmal im alten Jahrtausend. Neunzehnhundert irgendwas. Relativ am Ende des alten Jahrtausends. Zu einer Zeit, als man nicht mehr so ein altmodisches Frühstück zu sich nahm, wie beispielsweise Brot, belegt mit Butter und Marmelade, Käse oder Spiegeleier oder Rührei. Es war zu einer modernen Zeit, als es zum Frühstück Müsli und so einen Kram gab. Ja, wir waren eine sehr moderne Familie, bei der Zeitersparnis das Alpha und Omega waren. Es war zu einer Zeit, als den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Privatsender dem anderen folgte. Und immer dann, wenn eine Sendung eines Privatsenders besonders spannend wurde, wurde diese stets nach gefühlten fünf Minuten durch eine der unzähligen Werbepausen unterbrochen. Quietschende und fröhliche Stimmen priesen in der Werbung in knallbunten Farben irgendwelche Produkte an. Unter anderem unzählige gesunde Frühstückscerealien. Durch diese Werbung fanden die gesunden Frühstückcerealien Einzug in unserer Küche, Einzug in unserem Frühstücksprogramm. Und zwar völlig konkurrenzlos. Der Vorteil solcher Frühstückscerealien zum Frühstück war, dass man keine Pfannen, kein Messer und keine Gabel, kein Herd bemühen musste. Mittelbarer Vorteil dessen war, dass man dadurch Strom und wesentliche Spülgänge ersparen konnte und nicht großartig Dreck oder Unordnung in der Küche veranstaltete. Keine Fettspritzer auf dem Herd und so was., wo man noch hätte putzen müssen. Nicht zuletzt der Vorteil, dass unsere Mutter länger schlafen konnte, weil sie morgens, bevor für uns Kinder der Tag anfing, zuvor nur Frühstückscerealien und Milch zur Verfügung stellen musste. Es war extrem unmodern frische Milche zu trinken. „Die H-Milch macht´s.“ So oder ähnlich ein Werbeslogan aus dieser Zeit. Unsere Eltern kauften bei einem Lebensmittel Discounter jeden Freitagnachmittag eine ganze Palette, also Kartonpalette an H-Milch ein, an der Zahl 12 Tetrapacks. Milch aus der Glasflasche gab es nicht. Total unmodern. Die Frühstückscerealien und die bunten Schüsseln konnten wir Kinder selbst aus dem Schrank entnehmen, die Milch aus dem Kühlschrank und Löffel ließ sich auch immer irgendwie irgendwo sehr einfach auftreiben. Notfalls verwendeten wir die vom Vortag, wenn meine Mutter nicht gespült hatte. Unsere Eltern brauchten uns morgens auch keine Butterbrote oder so was zu schmieren, die wir zur Schule hätten mitnehmen können. Auch da galt das obige Prinzip mit all seinen Vorteilen. Uns wurden mehrere Müsliriegel, mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zur Verfügung gestellt, die wir uns selbst in den Schultornister einpacken konnten. Auf den Verpackungen standen immer irgendwas mit Geschmacksverstärkern und so ein Kram drauf. E-Stoff hier, E-Stoff da. Das las ich immer, wenn ich mir während der Unterrichtsstunden von den Lehrern unbemerkt einen Müsliriegel reinschob. Weil immer wenn ich einen aß, bekam ich noch mehr Heißhunger und schob mir einen weiteren rein. Und noch einen, und noch einen und noch einen. Bis ich meinen gesamten Vorrat an die 15 Müsliriegel oder mehr aus meinem Schultornister aufgebraucht hatte. Dies war dann spätestens zur ersten großen Schulpause der Fall, also gegen 9:45 Uhr. Und dann hatte ich erst recht richtig Hunger bekommen. All diese E´s, also E-Stoffe. Ich verstand sie nicht. Niemand verstand sie zu dieser Zeit. Der Verbraucherschutz, der dafür Sorge trägt, dass der Bürger aufgeklärt wird, das gab es zu dieser Zeit noch nicht oder niemand wusste, dass es ihn gab. Auch gab es kein Internet, wo man etwas hätte googeln können, um sich erste Informationen zu beschaffen, keine brisanten Fernsehsendungen dazu, die irgendwelche Beiträge brachten, dass diese E-Stoffe krebsverursachend, gesundheitsgefährend, für den menschlichen Organismus unverträglich sein können. Joschka Fischer war noch ein kleiner Fisch, bzw. die Grünen waren noch ein kleiner Fisch. Joschka lief da noch voll witzig rum, ganz anders als die anderen Politiker. Mit Turnschuhen und niemals mit einem Anzug. Ich war noch ein Kind und wusste nichts über diese Partei. Aber den Parteinamen fand ich lustig. Die Grünen. Hahahaha, wie bescheuert musste man sein, um sich den Namen einer Farbe zu geben. Mein Lieblingsfrühstück war immer Kelloggs Smacks. Es schmeckte einfach am besten. So lecker gesund nach Honig. Ich war extrem süchtig nach Kelloggs Smacks. Unter der Werbung all jener Konkurrenten auf den Markt für Frühstückscerealien, fand ich die Kelloggs Smacks Werbung auch immer mit Abstand am besten. Die mit dem Frosch. Das war so schön. Damals war es noch politisch korrekt in der Werbung oder überhaupt im wirtschaftlichen Betätigungsfeld von Konkurrenten zu sprechen. Später erst ließ man sich ein anderes Wort für Konkurrenz einfallen. Eins, das besser, verarschender klang. Später erst wird man von Wettbewerb sprechen und nicht mehr von Konkurrenz. Wettbewerb klingt so wenig bedrohlich. Konkurrenz hingegen klingt nach bedrohlich. Ja, Konkurrent klingt nach einem Gewinner und einem Verlierer. Ja. Damals, durfte es ruhig Gewinner und Verlierer geben. Später erst werden alle Gewinner sein und niemand mehr Verlierer. Am Anfang kauften meine Eltern noch das Original von Kellogs Smacks. Ja das waren schöne Zeiten. Glückliche Zeiten. Später aber, gab es eine Billigversion von Kellogs Smacks im Sortiment des Stamm-Lebensmitteldiscounters meiner Eltern. Von da an kauften meine Eltern nie wieder mehr das Original Produkt Kellogs Smacks. Einfach zu teuer. Die kopierte, also nachgemachte Version fiel im Geschmack deutlich fader und weniger knusprig aus und beinhaltete noch mehr E-Stoffe. Und weil man mich immer „Kelloggs Smacks“ essen sah, ich regelrecht süchtig danach war, ich das zu jeder Tageszeit essen konnte, ob zum Frühstück, zu Mittag, zum Abendessen und ich auch nie eine andere Sorte ausprobierte, bekam ich von meiner Familie den Namen „Kellogs“ weg. Und bereits dann, wenn ich jeden Morgen „Kelloggs“ mit der H-Milch frühstückte, blähte sich mein Bauch zu einem Luftballon auf. Ich hatte das nie verstanden. Niemand hatte das verstanden. Ich erkannte nie einen Zusammenhang zwischen Kelloggs Smacks und meinem Blähbauch. Auch die anderen nicht. Also nahm ich das hin und meine Eltern auch. Damals war das so, dass man nicht sofort hysterisch wegen jedes kleinen Scheiß zum Arzt ging. Allenfalls wenn die Kinder ihrer Kinderkrankheiten bekamen, wie Masern, Windpocken und so ein Kram. Und immer dann, nachdem ich „Kelloggs Smacks“ bereits zu mir nahm, musste ich 5- 10 Minuten später anfangen, ungeheuerlich zu Furzen. Ja, Furzen musste ich. Und wie ich das musste. Diese Gerüche, die mittels meinem kleinem Arschloch nach draußen befördert wurden, waren jenseits von Gut und Böse. Es stank einfach gewaltig. Unmenschlich, auch wenn ich ein Mensch war. Es war einfach so, dass ich eine wandelnde Stinkbombe war und lange Zeit auch blieb. :heul:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • Mitglied

AW: Mein Name ist Kellogs Versuchs mal mit Rohmilch (Vorzugsmilch). Die ist naturbelassen (=unerhitzt). Ist ja wie Muttermilch (nur für Kühe halt) und welche Mutter erhitzt ihre Muttermilch bevor sie es dem Kind gibt? Think twice!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Lou-Cinda-

AW: Mein Name ist Kellogs [QUOTE=Bouffegous;2275864]Versuchs mal mit Rohmilch (Vorzugsmilch). Die ist naturbelassen (=unerhitzt). Ist ja wie Muttermilch (nur für Kühe halt) und welche Mutter erhitzt ihre Muttermilch bevor sie es dem Kind gibt? Think twice![/QUOTE] Danke für den Tipp. :daumen hoch: [B]Kapitel I.[/B] Endlich. Nach den sechswöchigen Sommerferien musste ich nie wieder mehr zur Grundschule zurückkehren. Ich würde nun eine weiterführende Schule besuchen. Neue Schule, neues Glück.:ole: Nie wieder mehr würde ich von meinen Klassenkameraden gemobbt werden. Nie wieder mehr beschimpft werden, wie: „Da seht her. Ihhh die stinkende und fette Kelloggs kommt wieder um die Ecke gerollt. Aaachtuuunnng, geht in Deckung und schließt besser eure Nasen!“ Oh ja, selbst meine Klassenkameraden bekamen mit, dass ich von meiner Familie Kelloggs genannt wurde, so dass ich auch in der Grundschule ausnahmslos Kelloggs genannt wurde. Nicht mal meine Lehrer machten sich die Mühe mich mit meinem richtigen Namen anzusprechen. Ob es mich verletzte? Und ob es das tat. Aber ich ließ mir das nie anmerken. In all den vier Jahren der Grundschulzeit ließ ich mich nur einziges Mal dazu verleiten, einem bescheuerten Typen zu antworten: „Lieber auf Fett geschwabbelt, als auf Knochen gerappelt.“ Das war der einzige Tag, an dem ich mich stark und cool fand. :ole: Ich wurde sozial ausgegrenzt. Alle Schüler wollten nichts mit mir zu tun haben. Niemand wollte mit mir an einem Tisch sitzen. Ich hatte keine einzige Freundin für mich in der Grundschule gewinnen können. Alle rannten vor mir weg. Ja, ich war die fette und stinkende Kelloggs. Ich aß all den Frust in meinem Leben in mich hinein. Ich wurde von Tag zu Tag fetter und sah wie ein kleines Michelin Weibchen aus, ähnlich des Michelin Männchen aus der Werbung des Reifenherstellers Michelin. Nur noch fetter eben, und das auch noch als Kind. Fast unvorstellbar, oder? Aber das gab es. Denn ich war der lebende und rollende Beweis. Ich war ein Kind und hatte keine Ahnung, welche Auswirkung es hätte haben können, welche weiterführende Schule ich besuchen würde. Meine Schulnoten waren sehr schlecht. Nicht weil ich besonders dumm war oder so. Es gab eine Zeit, in der ich sehr gute Schulnoten erreichte. Und was war der Dank? Ich wurde noch mehr beschimpft. „Aaah, seht her, die fette und stinkende Kelloggs ist auch noch eine Streberin. Ihhh, Streberin. Streberin. Streberin.“ Das war so schlimm für mich, dass ich seit dem nie wieder mehr dem Unterricht folgte und deshalb nur noch schlechte Noten schrieb. In Sport erhielt ich nur mit Wohlwollen ständig eine 5 auf dem Zeugnis, damit meine Versetzung nicht jedes Jahr gefährdet wird. Irgendwie wollte man mich wohl nicht länger als nötig auf der Grundschule halten. Keiner kann es ihnen verdenken. Zuhause bekam ich wegen der schlechten Noten dauernd irgendwelche Ohrfeigen von meinem Vater, der zu dieser Zeit mal wieder arbeitslos war. Damals verstand ich nicht, wieso er arbeitslos war und was es genau bedeute, arbeitslos zu sein. Ich wusste nur, dass mein Vater nicht wie andere Väter sehr früh am Morgen das Haus verließ und er immer noch im Bett lag, wenn ich von der Schule nach Hause kam. Auch verstand ich, dass wir kaum Geld zur Verfügung hatten. Wir an jeder Ecke am Sparen waren. Am Ende war es sogar so, dass es sich meine Eltern nicht mal mehr leisten konnten, mir meine geliebten, nachgemachten Kelloggs in der Menge zu kaufen, die ich dringend benötigt hätte. Meine geliebten Kelloggs.:heul:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Lou-Cinda-

AW: Mein Name ist Kellogs In der Folgezeit gab es nur noch morgens zum Frühstück meine geliebten Kelloggs. Anschließend verschloss meine Mutter die Kelloggs im Schrank. Meine Mutter fing dann irgendwann doch noch an, zu Mittag etwas zu kochen. Wahrscheinlich, weil sie sonst nicht wusste, wie sie die Mäuler ihrer Kinder kostengünstig stopfen konnte. Und fünf Mäuler an Kindern war nicht gerade wenig. Denn Geld war immer nie welches da. Und zwar schon relativ zu Beginn des Monats. So richtig verstanden hatte ich das nicht, da ich von meinen anderen Schulkameraden ständig mitbekam, dass diese zu Beginn eines Monats oder zu Beginn einer Woche Taschengeld bekamen. Ich selbst konnte nie verstehen, wie andere Taschengeld bekommen konnten. Die mussten ja unheimlich reich sein. Wie nur konnten die sich das sonst leisten? Ich bekam ständig mit, dass sich meine Mutter mit meinem Vater des Geldes wegen stritt. Irgendwann wurden solche Streits zur Normalität für mich. Es gehörte einfach dazu, dass sie sich gegenseitig anschrien. Ich hörte gar nicht mal hin, was genau sie sich gegenseitig an den Kopf warfen. Mir war es nur wichtig, dass ich irgendetwas essen konnte. Immer wenn ich etwas aß, ging es mir einfach deutlich besser, stellte ich instinktiv fest. Eines Tages, es waren die letzten Tage an meiner Grundschule, da hatte meine Mutter Nudeln gekocht. Diese Nudeln mit der Spirale. Als ich meine Mutter fragte, ob ich die etwa so „nackt“ essen sollte, meinte sie: „Hier Kelloggs, tu dir Milch da rein. Das schmeckt dann besser.“ Auch wenn das am Anfang komisch schmeckte, sollte sie am Ende Recht behalten. Die Nudeln schmeckten mit der Milch echt sehr gut. Und ich konnte so viele Nudeln essen, wie ich wollte. Niemanden störte es. Niemand der da war, der mir sagte, wir hätten nicht genug Nudeln zu Hause zu essen. Dass wir uns die Nudeln genauso wie meine Kollegs nicht mehr leisten könnten. Also aß ich seit dem ständig Nudeln. Nudeln, Nudeln, Nudeln. Irgendwann kam meine Mutter auf den Trichter, dass selbst die H-Milch zu teuer war. Also ließ sie sich von unserer Nachbarin aus den Niederlanden kiloweise so ein Milchpulver mitbringen, das man mit Wasser verrühren konnte und das dann zur Milch wurde. Meine Eltern mussten also nicht mehr jeden Freitagnachmittag ein Dutzend H-Milch kaufen. Denn am Ende war der Vorrat an H-Milch dank mir nach nur drei Tagen verbraucht. Und je mehr ich Nudeln mit der Pulvermilch aß, desto mehr musste ich furzen. Ja, ich furzte einfach den ganzen Tag. Innerhalb meiner Familie überkam mich deswegen auch kein Schamgefühl so wie vor anderen Leuten. Meine Familie war schon daran gewöhnt. Immer wenn ich versuchte die Furze in meinem fetten Körper zu behalten, bekam ich qualvolle Schmerzen. Doch als ich anfing mehr denn je zu furzen, wurde es sogar meiner eigenen Familie zu viel. So beschloss meine Mutter, dass ich fortan nicht mehr mit den anderen im Kinderzimmer schlafen durfte. Zukünftig durfte ich nur noch im Wohnzimmer auf der Couch schlafen, die schon nach sehr kurzer Zeit durchgelegen war. Irgendwann empfand ich es als normal, einfach überall ausgesondert zu werden. Selbst innerhalb meiner Familie.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Lou-Cinda-

AW: Mein Name ist Kellogs [I]Edit: Hatte vergessen, den ersten Absatz reinzusetzen...[/I] Einen Abend bevor ich die weiterführende Schule, die eine Hauptschule war, besuchen würde, musste ich mehr denn je furzen. Ich lag da auch der Couch und furzte exakt im Sekundentakt. Und zwar im Takt des Uhrzeigers an der vergilbten Wand. Die Wände im Wohnzimmer waren deshalb so extrem vergilbt, da mein Vater ein Kettenraucher war. Er ließ es einfach nicht sein sich eine Zigarette nach der nächsten anzünden. Da er immer selbst so faul war, sich dauernd Zigartten zu kaufenn, schickte er mich sehr oft zu dem Kiosk um die Ecke. Zu dieser Zeit war es so, dass Jugendschutz noch nicht so streng hochgehalten wurde und man auch Kinder Zigaretten verkaufte, wenn diese einem sagten, dass die Zigaretten für die Eltern seien. Ja, da vertraute noch jeder jedem oder da war es einfach wichtiger, dass die Kasse klingelte. Damals konnte ich nicht wissen, dass Nervosität und Aufregung Blähungen verursachen. Ich war so aufgeregt, dass ich an diesem Abend zusätzlich sogar Durchfall bekam und ständig auf dem Klo saß. Niemanden aus meiner Familie schien es zu sorgen, dass ich fast die ganze Nacht auf dem Klo verbrachte. Am nächsten Morgen wollte ich duschen. Aber das ging nicht, da uns ausgerechnet an diesem Morgen der Strom abgestellt wurde, weil mein Vater die Stromrechnung nicht bezahlt hatte. Im ersten Augenblick dachte ich, dass da irgendeine Stromsicherung oder so durchgebrannt wäre. Aber nix. Die ganze Wohnung war nahezu stockfinster und das Badezimmer hatte kein Fenster, so dass da etwas Licht von draußen hätte reinscheinen können. Meine Mutter hatte nur 2 Kerzen im Schrank. Diese verwandte sie für die Küche und für das Kinderzimmer. Ich hörte nur, dass sie und mein Vater am Streiten waren. Nein sie waren nicht am Streiten. Sie waren am Brüllen. So schlimm, dass irgendwelche Nachbarn bei uns klingelten. Also konnte ich mich nicht duschen und würde tatsächlich etwas verschissen zu meinem ersten Schultag auf der neuen Schule erscheinen, was mir unangenehm war. Als sich meine Mutter wieder etwas gefasst hatte, schmierte sie uns Butterbrote. Neuerdings machte sie das, da sie feststellte, dass Brote nachhaltig satter hielten und weitaus kostengünstiger waren, als uns ständig diese Müsliriegel mit diesen ganzen E-Stoffen zu besorgen. Normalerweise gab es auf den Butterbroten im wahrsten Sinne des Wortes Butter. Wie sonst käme ein Butterbrot zu seinem Namen Butterbrot? Doch irgendwann stellte meine Mutter auch da fest, dass Butter weitaus teurer als Margarine war. Also gab es Margarinebrote mit ganz vielen E-Stoffen und keine Butterbrote mehr. Und da sie wusste, dass an diesem Tag ein neuer Lebensabschnitt für mich beginnen würde, schmierte sie mir zur Feier des Tages mehrere Brot mit Doppelrahmfrischkäse drauf. Ich war meiner Mutter so dankbar dafür, dass sie nicht vergaß, dass heute tatsächlich ein schöner neuer Tag für mich beginnen würde. Bereits auf dem Schulweg nahm meine Nervosität stetig zu. Ich wusste, dass ich mehr als reichlich Zeit hatte, um zur neuen Schule zu gelangen. Also legte ich einen kleinen Rast ein und verschlang drei meiner Brote mit dem Doppelrahmfrischkäse. Danach ging es mir besser. Ich fühlte mich nicht mehr so nervös. Ich setzte meinen neuen Schulweg erneut fort und dann fing mein Bauch auf einmal sehr merkwürdig zu Grummeln an. Es war so, als wenn sich in meinem Bauch ein Flummi hin und her bewegen würde und nicht einen einzigen Millimeter meines Bauches ausließe. Und da machte es klick bei mir. Oh nein. Ich bekam an Ort und Stelle eine Art von Durchfallgefühl. Und es blieb nicht nur bei diesem Gefühl. Es kam zum Durchfall. Doch meine Nerven lagen vor erneuter Nervosität so blank, dass ich es nicht halten konnte. Na jedenfalls nicht lange genug. Es gab weit und breite keine Chance mich auf irgendein Klo zu begeben. Bevor ich diesen Gedanken zu Ende dachte, lief die Chose auch schon flüssig, warm, braun UND extrem stinkend meine Hose herunter. Es war der erste Moment im Leben, an dem ich mich vor mir selbst ekelte. Ich hätte vor Scham versinken können, dass mir so etwas mitten in der Öffentlichkeit widerfuhr. Ich schaute nach rechts und links. Nach vorne, nach hinten. Überall liefen andere Menschen an mir vorbei. Ich hätte so heulen können. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Weiter nach vorne zur Schule oder nach Hause zurückkehren? Wenn ich nicht weiter den Schulweg aufnehmen würde und den Heimweg antreten würde, wusste ich, was mir blühen würde. Mein Vater würde mich grün und blau schlagen. Also blieb mir nichts anderes übrig als heulend den Schulweg weiter aufzunehmen… Und zwar mit einem sehr merkwürigen Gang und einem Quitschen in meinen neonfarbenen Turnschuhen. Denn die Chose hatte auch nicht vor meinen Schuhen Halt gemacht...

Bearbeitet von Lou-Cinda-
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Lou-Cinda-

AW: Mein Name ist Kellogs Als ich in diesem Zustand zehn Minuten später vor dem Gebäude der neuen Schule stand und den Schulhof betrat, schauten mich schon viele andere Schüler sehr merkwürdig und stirnrunzelnd an und blieben stehen. Es kamen immer mehr und mehr Schüler unterschiedlichen Alters auf mich zu und bildeten am Ende eine Art runden Kreis um mich herum, der immer größer und dichter wurde. Ein Kreis, der sich im sicheren Abstand zu mir befand. Jeder verhielt sich unterschiedlich und am Ende doch gleich. Einfach nur grausam. Einige brachen in lautes und schallendes Gelächter aus, andere schauten mich angewidert und bestürzt an. Andere beschimpften mich, während sie böse den Finger auf mich richteten. Jeder stachelte den anderen an. Noch bevor der erste Schulgong ertönte und die erste Unterrichtsstunde einläutete, war ich bereits eine Sensation an dieser Schule. Eine verschissene Sensation. So was von verschissen. Mir schien, dass es niemanden an dieser Schule gab, der diese Sensation nicht mit eigenen Augen gesehen, erlebt hätte. Niemanden, der nicht Zeuge des Vorfalls wurde. Ich wusste nicht so recht, was mit mir geschah, als die ersten Recycling Toilettenpapierrollen auf mich geworfen wurden. Und zwar mit voller Wucht. Ja, das waren richtig schmerzhafte Geschosse auf mein fettes Fleisch und auf meine beschämte Seele. Irgendwelche Schüler hatten nämlich mehrere Toilettenpapierrollen aus den Toiletten organisiert. Und jeder Wurf auf mich wurde kollektiv und synchron mit den Worten begleitet: „Auf die fette, stinkende und hässliche Kuh. Auf die fette, stinkende und hässliche Kuh. Auf die fette, stinkende und hässliche Kuh.“ Irgendwann vernahm ich, dass jemand schrie: „Aaaah, das ist doch die stinkende Kelloggs. Hahahaha. Die stinkende Kelloggs. Ja, die stinkende Kelloggs. Und jetzt ist sie die Kacka Kelloggs. Kacka Kellogs. Kacka Kellogs. Hahahaha. Kacka Kelloggs. Kacka Kellogs, Kacka Kelloggs.“ Derjenige, der das in diese Menge auf mich zeigend schrie, fast wie ein wahnsinnig Besessener, bekam seine fünf Minuten Ruhm an dieser Schule. Es dauerte nicht lange und alle stimmten seine Worte im Mantra mit: „Kacka Kelloggs, Kacka Kelloggs, Kacka Kelloggs, Kacka Kelloggs.“ Ich konnte mir das nicht mehr anhören und ein fürchterliches Beben und Schluchzen durchfuhr meinen fettleibigen Körper, der unterhalb der Gürtellinie tatsächlich voll mit stinkender Kacka ummantelt war. Ich fing herzzerreißend zu weinen an, aber es interessierte niemanden. Weiterhin mit angewidertem und gleichzeitigen bösem Gelächter schrien sie alle zusammen, immer und immer wieder: „Kacka Kelloggs, Kacka Kelloggs. Kacka Kelloggs.“ Schmerzhaft vergrub ich mein Gesicht in meine beiden Hände. Ich wollte nichts hören, nichts sehen, nichts fühlen. Ja, auf keinen Fall mehr etwas fühlen. Ich dachte das war´s. Das Leben ist zu Ende. Ich wollte nicht mehr leben. Ich weiß nicht wieso, doch plötzlich hörten alle nach und nach auf, mich „Kacka Kelloggs“ zu nennen. Ich hörte eine männliche und weibliche Stimmer immer lauter fragend: „Was ist denn hier los?!“ Es waren Erwachsenen Stimmen. Als ich endlich die Augen öffnete, standen nur diese beiden Erwachsenen vor mir und schauten mich sehr betroffen an. Alle anderen Schüler waren fort. Es mussten irgendwelche Lehrer an dieser Schule oder so sein. Keine Ahnung. Es interessierte mich nicht. Ich wollte nur tot sein. Wäre ich doch besser nur nach Hause zurückgelaufen und hätte ich mich doch besser nur von meinem Vater totschlagen lassen, als mich von dieser Meute der neuen Schule töten zu lassen. Das war´s. Echt. Ende. :o :weiss nicht:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Lou-Cinda-

AW: Mein Name ist Kellogs [QUOTE=Little_Woman;2275948]Traurig.... :([/QUOTE] Schuligung.:( Am Anfang war es gar nicht meine Absicht etwas Trauriges zu schreiben. Eher was Lustiges. Doch dann ließ ich mich führen. Auch wenn diese Geschichte in der Gesamtheit ihres Plots frei erfunden ist, so sind sehr viele Situationen bzw. Umstände leider nicht erfunden. Es sind Begegnungen mit Menschen, Erlebnisse mit ihnen und das Hörensagen, die ich miteinfließen lasse. Es sind also sehr viele Dinge dabei, die tatsächlich so passiert sind, von mir aber extrem modifiziert dargestellt werden. Noch nie habe ich etwas über Kinder oder Jugendliche geschrieben… Das ist echt eine Herausforderung… Denn das Thema Ernährung, Verwahrlosung und Mobbing von Kindern ist nach wie vor ein sehr aktuelles Thema. Auch wenn die "Durchfallszene" extrem übertrieben rüberkommt, so kannte ich ein Kind, dem so etwas tatsächlich passiert ist. Also in der Öffentlichkeit. [QUOTE=Adamas-_-;2275954]Hmm, ich vermute, dass Kellogs allergisch auf Gluten reagiert hatte. :o[/QUOTE] Anhand deines Beitrages, den von ellee und Bouffegous erkennt man, dass der heutige Bürger sehr aufgeklärt ist, im Gegensatz zu „früher“. Lactoseintoleranz ist für viele bereits ein Begriff. Damals war das nicht so. Selbst heute wissen viele Menschen nicht, was eine Gluten Allergie ist und was sie bewirken kann. Nicht mal Schulmediziner kommen bei Menschen, die dauernd typische Symptome dessen zeigen, auf die naheliegende Idee, dass es etwas mit Gluten zu tun hätte. Stattdessen schicken diese einen von einem Arzt zum nächsten. Und kaum jemand erkennt das. Auch da kenne ich von jemandem eine sehr lange Leidensgeschichte, die am Ende nahezu lebensbedrohlich wurde, bis ihn eine Bekannte darauf brachte, dass es was mit Gluten zu tun hat. Seit dem er seine Ernährung komplett umgestellt hatte, geht es ihm besser denn je zuvor. Was so ein „Stoff“ auslösen kann, ist echt erschreckend.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • Mitglied

AW: Mein Name ist Kellogs [QUOTE=Lou-Cinda-;2275996]Anhand deines Beitrages, den von ellee und Bouffegous erkennt man, dass der heutige Bürger sehr aufgeklärt ist, im Gegensatz zu „früher“. Lactoseintoleranz ist für viele bereits ein Begriff. Damals war das nicht so. Selbst heute wissen viele Menschen nicht, was eine Gluten Allergie ist und was sie bewirken kann. Nicht mal Schulmediziner kommen bei Menschen, die dauernd typische Symptome dessen zeigen, auf die naheliegende Idee, dass es etwas mit Gluten zu tun hätte. Stattdessen schicken diese einen von einem Arzt zum nächsten. Und kaum jemand erkennt das. Auch da kenne ich von jemandem eine sehr lange Leidensgeschichte, die am Ende nahezu lebensbedrohlich wurde, bis ihn eine Bekannte darauf brachte, dass es was mit Gluten zu tun hat. Seit dem er seine Ernährung komplett umgestellt hatte, geht es ihm besser denn je zuvor. Was so ein „Stoff“ auslösen kann, ist echt erschreckend.[/QUOTE] Ich muss zugeben, dass ich deshalb davon weiß, weil meine Schwester allergisch gegen Gluten ist. Es ist wirklich erschreckend, wie weit es sich entwickeln kann. Zusammen mussten wir als Familie auch eine sehr schlimme Phase überstehen, bis wir aufgeklärt wurden, woran sie tatsächlich litt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

AW: Mein Name ist Kellogs mein name ist kellogs...und ich bin kein müsli...... mein name ist kahn...und ich bin kein terrorist.... mein name ist gipsy....und ich bin keine abgeneigte leserin deiner storys.... los...mach noch eine.....

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Lou-Cinda-

AW: Mein Name ist Kellogs [QUOTE=GIPSY-;2276036]mein name ist kellogs...und ich bin kein müsli...... mein name ist kahn...und ich bin kein terrorist.... mein name ist gipsy....und ich bin keine abgeneigte leserin deiner storys.... los...mach noch eine.....[/QUOTE] Hahahahaha.:D Willst du die Freundin von Kelloggs werden?:love: Hier die Fortsetzung. Wenn Ihr wissen wollt, wie es im zweiten Kapitel weitergeht, dann sagt hier einfach mal hallo. :o ................................. „Hallo Kleine, wer bist du denn?“ fragten mich die beiden Erwachsenen sanftmütig und mitfühlend. Ich wunderte mich über so viel Nettigkeit in ihrer Stimme. Eigentlich hätten sich doch diese Erwachsenen böse mir gegenüber verhalten müssen. Denn irgendwie hatte ich unerklärlicherweise das Gefühl, ich hätte etwas ganz Schlimmes angestellt. Ja, ich fühlte mich einfach nur schuldig. Ja, ich war doch schuld an dieser ganzen verschissenen Situation. Und dieses Schuldgefühl lag ganz schwer auf meiner Brust. Mechanisch wollte ich fast „Kelloggs“ antworten. Doch dann flüsterte ich: „Mina“. Wie lange schon haben meine eigenen Ohren diesen Namen nicht mehr gehört? Als ich „Mina“ aus meinem eigenen Mund vernahm, klang der Name selbst in meinen Ohren fremd. Mina? Ich weiß, der Name Mina klingt so niedlich, so als würde die Trägerin dieses Namens eine kleine süße Maus sein. Eine kleine putzige Maus, die andere praktisch dazu verleitet, sie verniedlichend „Minchen“ zu nennen. Ja, ich wäre gerne das niedliche Minchen gewesen. Aber ich war alles andere als ein Minchen. Da stand ich nun. Ich war ein fetter Kollaps. Ein Walross. Und das auch noch in meinem Alter. Auch wenn es vor drei oder vier Jahren noch nicht so der Fall war. Da war ich sogar sehr dünn. Am Anfang habe ich meine Verwandlung von einem kleinen dürren Mädchen zu einem unübersehbaren Fleischklops gar nicht so bewusst wahrgenommen. Es war einfach ein schleichender Prozess. Mir selbst war auch gar nicht klar, dass ich maßlos aß. Einfach viel zu viel aß. Ich wusste nur, dass immer, wenn ich etwas aß, sich kein Sättigungsgefühl mehr einstellte und ich daher immer mehr und mehr aß. Und wenn ich etwas aß, ging es mir einfach besser. Ich war dann nicht mehr so traurig. Auch sagte mir meine Mutter nie, ich solle weniger essen. Mehr auf meine Figur achten. Nie sagte sie zu mir, ich sei fett. Ich erinnere mich nur daran, dass sie sich damals, als ich so dürr war, Sorgen um mich machte und mich ständig bat, doch bitte mehr zu essen. Und noch etwas, und noch etwas und noch etwas. Erst als ich wirklich selbständig anfing, mehr und mehr zu essen und deshalb mehr an Gewicht zulegte, lobte mich meine Mutter und sagte: „Endlich bist du nicht mehr so dürr, mein Kind.“ Von da an äußerte sie sich nie wieder mehr zu meinem Gewicht. Ich habe keine Ahnung wieso. Genau aus diesem Grund hatte ich persönlich am Anfang eine recht gesunde Beziehung zu meinem Körper. Auch wenn dieser anders aussah als der der anderen. Aber ich fühlte mich wohl in meinem Körper. Das Einzige, das ich nicht so schön fand war, dass ich leider kaum in irgendwelche Klamotten reinpasste. Doch irgendwann war mir selbst das egal. Denn was zu essen machte mich glücklicher, als schön angezogen zu sein. Der Moment, an dem ich anfing mich stetig unwohl in meiner eigenen Haut, in meinem eigenen Körper zu fühlen, war erst dann da, als ich die Grenze von einem Fleischklops überschritt und mehr und mehr zu einem Mammut wurde und mich die anderen in der Schule zunehmend hänselten. Mich beschimpften, mich beleidigten. Mir aufgrund meiner körperlichen Statur das Gefühl gaben, nicht zu ihnen zu gehören. Erst fing das harmlos an. Doch dann immer dieses Geläster, diese Gehässigkeit, diese Streiche, die sie mit mir spielten. Es war so, als wenn zwischen ihnen und mir eine riesige Mauer stand, die uns voneinander trennte. Ich auf der einen Seite der Mauer, die anderen auf der anderen Seite der Mauer. Sie alle zusammen bildeten ein Team und ich hatte kein Team. Ich stand einfach ganz alleine da. Und nun stand ich auf diesem Schulhof wieder ganz alleine da. Mit diesen Erwachsenen, die ja nicht wirklich zählten, da sie ja Erwachsene und keine Kinder waren. Sie gehörten nicht zu mir, auch wenn sie nett zu mir waren. „Ok Mina, dann folge uns bitte in rein in die Schule, und dann schauen wir, was wir für dich tun können.“ Als wir gemeinsam die Schule betraten, überkam mich eine gewisse Ehrfurcht vor dieser Schule. Bereits die Eingangshalle war sehr groß und ich fühlte mich sehr klein und verloren darin. Diese Schule musste bestimmt zehn Mal größer sein als meine alte Grundschule, dachte ich noch. Vor Scham traute ich mich aber nicht weiter meinen Blick zu heben und ließ diesen gesenkt, weil ich einfach niemanden sehen wollte. Sicher war niemand da, weil alle anderen Schüler bereits in ihren Klassenräumen waren. Aber für den Fall, dass doch jemand vorbeikäme, wollte ich nicht sehen, dass mich dieser Jemand weiterhin in diesem Zustand sah. Das wäre einfach zu viel an Peinlichkeit für mich gewesen. Die Erwachsenen, die doch irgendwelche Lehrer an dieser Schule waren, begleiteten mich bis zur großen Schultoilette. Aber nur die Lehrerin kam mit auf die Toilette rein. Sie ließ den Wasserhahn laufen und reichte mir mehrere Papierhandtücher. Mit zitternden Händen versuchte ich das wegzumachen, was wegzumachen war. Aber alles ging natürlich nicht, da doch alles an meiner Hose klebte. Die Lehrerin ließ mich für mehrere Minuten allein und kam wieder zurück: „Mina, ich habe alles geklärt. Du kannst jetzt nach Hause gehen und morgen wieder ganz normal zur Schule kommen.“ Normal zur Schule kommen? fragte ich mich. Niemals würde mir das gelingen. Ich würde immer die Kacka Kelloggs bleiben. Das wusste ich instinktiv einfach. An den Rückweg nach Hause erinnere ich mich nicht mehr. Als ich aber wieder Zuhause in unserer Wohnung stand, war meine Mutter nicht da. Lediglich mein Vater, der mir die Tür öffnete. Zuvor musste er wohl im Wohnzimmer auf der Couch gelegen haben. Als er mich sah, schaute er mich verdutzt an. Doch dann schrie er schon: „Waaaas machst du denn hier Kelloggs?! Hast du etwa keine Schule?“ Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Als er bei näherer Betrachtung meinen Zustand erfasste, schrie er: „Kelloggs du fette hässliche Kuh. Du baust nur Scheiße! Und nun bist du im wahrsten Sinne des Wortes Scheiße. Ich hasse dich. Ich hasse euch alle. Deine Mutter und ihr alle. Ich hasse euch.“ Er nahm den Gürtel von seiner Hose ab und verprügelte mich windelweich damit. So schlimm hatte mich mein Vater noch nie geschlagen. Jeder Gürtelhieb bohrte sich in meiner Haut ein. Er befand sich regelrecht in einem Wahn, aus dem er selbst nicht entkommen konnte. Erst als es an unserer Tür klingelte, entkam er diesem Wahn und ließ von mir ab. Es war unsere Nachbarin. Damals war das so, dass man nicht wegen jedem kleinen Scheiß die Polizei rief, wenn es Familienstreitigkeiten der Nachbarn dieser Art gab. Auch informierte man damals nicht sofort wegen jedem kleinen Scheiß das Jugendamt oder so. Nein, so etwas gab es damals recht selten. Damals ließ man die Familie das untereinander klären. Niemand mischte sich ein. Nur wenn es etwas zu laut wurde, beschwerte man sich bei diesen Nachbarn. Aber nicht alle beschwerten sich. Eher nur einer von zehn Nachbarn beschwerte sich. Mir brannte die ganze Haut und der Gürtel hinterließ an meinen Armen und Beinen überall rote Striemen, die sich innerhalb kurzer Zeit blau verfärbten. Ich wusste nicht wohin mit mir. Ich wusste, dass das Badezimmer immer noch über kein Licht verfügte. Ich dachte: So, das war nun der schwärzeste Tag in deinem Leben, Kelloggs. [B]Kapitel 2[/B]

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung wiederherstellen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.



×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung