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Wochentag Fund


Epikureer
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Hippasos

Paradigmenwechsel bei den Grünen? habe nicht alles kopiert!

https://vert-realos.de/memorandum-fuer-eine-andere-migrationspolitik-in-deutschland

Einwanderung steuern! Zusammenhalt in der Gesellschaft sichern!
Für eine Migrationspolitik, die Asyl gewährleistet, Geflüchtete nicht alleine lässt,
Einwanderung steuert und den Zusammenhalt in der Gesellschaft sichert

Der Status Quo ist nicht haltbar!

Deutschland ist seit Jahrzehnten faktisch ein Einwanderungsland. Es mangelt jedoch an offenen Diskussionen mit der Bevölkerung darüber und an transparenten und klaren Regelungen für Einwanderung. Wir öffnen uns auf der Basis unseres Grundgesetzes rechtsverbindlich für Asylsuchende und Migrantinnen und Migranten aus Kriegsgebieten und leisten humanitäre Hilfe und Unterstützung in Deutschland. Darüber hinaus ist offensichtlich, dass es für den Fortbestand unserer hohen Wirtschaftsleistung eine gezielte Einwanderung von qualifizierten und zu qualifizierenden Menschen braucht. Die Einwanderungspolitik ist dabei aber nur ein Baustein von mehreren, um die Zukunft der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft und damit auch Wohlstand zu sichern. Wir müssen beispielsweise auch weiter an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf arbeiten.

Durch unseren Rechtsstaat, die umfassenden Hilfeleistungen und die höhere Aufnahmebereitschaft als in anderen EU-Staaten, ist Deutschland zudem ein bevorzugtes Ziel für viele Migrantinnen und Migranten. Aktuell versuchen wieder sehr viele Migranten nach Europa zu gelangen und wir gehen davon aus, dass die Zahlen auch in Zukunft nicht sinken werden. Der Status Quo lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

Die deutschen Strukturen sind an ihrer Belastungsgrenze, so die klare Aussage der Kommunen.

Es gibt kein klares Integrationskonzept. Die Migrantinnen und Migranten wissen nicht, was von ihnen erwartet wird und machen sich mit falschen Hoffnungen auf den weiten Weg. Es wird kaum zwischen Kriegs- Asyl- und Wirtschaftsmigranten unterschieden.

Die Migrantinnen und Migranten bringen ihre Traditionen und Bräuche aus ihren Kulturen mit. Das kann in der Aufnahmegesellschaft als Bereicherung empfunden werden, befremdet aber auch oft. Für die Betroffenen sind Traditionen und Bräuche oft als Halt wichtig, angesichts des Neuen und Ungewohnten. Hier wurden in der Vergangenheit keine klaren Grenzen vermittelt und gezogen. Die Rolle der Frauen, zu nennen sind hier beispielsweise Verhüllung, Zwangs- und Frühverheiratung und die sogenannten „Ehrenmorde“, gehören auch dazu. Gleichberechti- gung und Gleichwertigkeit von Frauen sind unverhandelbare Ergebnisse europäischer Emanzi- pationsgeschichte, die auch von allen Migranten und Migrantinnen uneingeschränkt zu akzeptie- ren sind.

Die europäische Dimension wird zu wenig beachtet und europäische Lösungen sind weiter entfernt denn je. Fast alle Staaten in Europa setzen zunehmend auf eine restriktive Migrationspolitik.

Die Rückführungsquote ist sehr gering, da den Regeln entsprechende Rückführungen und Abschiebungen in zu geringem Maß durchgesetzt werden. Daher können die meisten Personen in Deutschland bleiben, selbst wenn ihr Asylantrag negativ beschieden wurde oder der Grund ihrer Flucht aufgrund positiver Veränderung in ihrem Heimatland wegfällt.

Das Leben in prekären, ungesicherten Verhältnissen fördert oftmals Integrationsverweigerung, Retraumatisierung und auch Kriminalität.

Die Integration von Menschen, besonders – wenn auch nicht nur – aus islamisch geprägten Gesellschaften, weist bisher Defizite auf: Säkularität und das Frauenbild der westlichen Gesellschaft werden von religiös geprägten Gemeinschaften in Frage gestellt. Clan-, Banden, und Jugend-Kriminalität, soziale Verwahrlosung und Vergehen gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen nehmen in bestimmten Tätergruppen aus der Zuwanderergemeinschaft zu.

Die staatlichen Strukturen wie das Bildungs- und das gesamte Justizsystem sind überlastet, die Qualität der dort zu erbringenden Leistungen sinkt nachweisbar. Wenn aber soziale Träger, die dezidiert zum Thema Integration arbeiten, sich in einer Jahrzehnte währenden Projektfinanzierung erschöpfen und unter chronischer personeller Unterbesetzung leiden, sind wesentliche Akteure einer gelingenden Integration gelähmt.

Rechtsextreme versuchen mit gewalttätigen Aktionen gegen Flüchtlingsunterkünfte oder vermeintliche Migranten eine negative Stimmung auszunutzen und zu verschärfen.

Die kritische Kehrseite einer zum Teil überzogenen, idealisierten und moralischen offiziellen Darstellung besteht in einer inoffiziellen Migrationspolitik, mit brutalen Pushbacks an Europas Außengrenzen und fragwürdigen Abkommen mit Staaten wie Libyen und der Türkei.

Menschen ertrinken nach wie vor im Mittelmeer und die Seenotrettung wird zum unwürdigen Betteln um Landehäfen gezwungen, weil nicht geklärt ist, dass die geretteten Migrantinnen und Migranten nur dann in der EU bleiben können, wenn es einen legitimen Grund gibt.

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  • 2 weeks later...
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Epikureer

Putington macht Ernst! .....

Die Bundeswehr trainiert für den Ernst fall!!

 

mörse.gif

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Hippasos

https://www.spektrum.de/news/typisch-deutsch-verschaltet-die-muttersprache-praegt-das-gehirn/2125008?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

 

Deutsch und Arabisch haben beide ihre Tücken, aber in unterschiedlicher Weise. Das zeigt sich auch im Gehirn: Die Sprachnetzwerke passen sich den besonderen Eigenschaften der Muttersprache an.

von Christiane Gelitz

© Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) (Ausschnitt)

Die Diffusions-Tensor-Bildgebung, eine Form der Magnetresonanztomografie, macht die Verdrahtung von Hirnarealen sichtbar. Das resultierende Bild entsteht aus Berechnungen am Computer. (Symbolbild)

Sprachen können auf unterschiedliche Weise schwierig sein: Arabisch etwa ist schwer zu lesen, weil einige Laute nicht geschrieben werden. Und der deutsche Satzbau ist so kompliziert, dass man leicht den Überblick verliert. Beides spiegelt sich in der Hirnanatomie, berichtet eine Forschungsgruppe vom Max-Planck-Institut (MPI) für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig in der Fachzeitschrift »NeuroImage«. Demnach tragen die speziellen Anforderungen der Muttersprache dazu bei, dass sich bestimmte Sprachzentren besonders stark austauschen und entsprechend breite Kommunikationswege anlegen.

Das Team um den Hirnforscher Alfred Anwander und seine Doktorandin Xuehu Wei hatte Hirnscans von knapp 50 gesunden Erwachsenen mit deutscher oder arabischer Muttersprache angefertigt. Dazu verwendeten die Forschenden eine Technik der Magnetresonanztomografie namens Diffusions-Tensor-Bildgebung, die misst, wie sich Wassermoleküle im Hirngewebe fortbewegen. So wird die weiße Substanz sichtbar – jene Bündel von Nervenfasern, mit denen sich die Neurone (die graue Substanz) der Großhirnrinde über weite Strecken miteinander verschalten.

Bei den Versuchspersonen mit deutscher Muttersprache fanden sie stärkere Verbindungen im Sprachnetzwerk der linken Hemisphäre, wo die Sprache ihren Hauptsitz hat. Dass das Deutsche dort besonders breite Kabel braucht, könnte mit seinem komplexen Satzbau zu tun haben: Die Stellung vieler Wörter im Satz ist vergleichsweise frei, und selbst zusammengehörige Wörter können weit entfernt stehen. Das linke Broca-Areal – das Grammatikzentrum – sei sehr »sensibel« für komplexe deutsche Satzstrukturen, und die linke untere Frontallappenfurche stelle Gedächtniskapazitäten bereit, die es braucht, um weit entfernte abhängige Satzelemente gedanklich zu verbinden.

Das Arabische birgt wiederum andere Herausforderungen. Anders als im Deutschen stellt die arabische Schrift nicht jeden Laut mit einem eigenen Zeichen dar; die kurzen Vokale fehlen oft. Beim Lesen müssen Aussprache und Bedeutung eines Wortes dann aus Kontext und Vorwissen erschlossen werden, und zu diesem Zweck ist die rechte Hirnhälfte verstärkt beteiligt. Und das hinterlässt Spuren, etwa im Corpus callosum, der Hauptbrücke zwischen den Hemisphären: »Arabische Muttersprachler zeigten eine stärkere Vernetzung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte als deutsche Muttersprachler«, berichtet Alfred Anwander in einer Pressemitteilung des MPI. Verstärkte Verbindungen stellten er und sein Team auch zwischen semantischen Sprachregionen im Schläfen- und Scheitellappen fest. Das könne »mit der relativ komplexen semantischen und phonologischen Verarbeitung im Arabischen zusammenhängen«.

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© Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) (Ausschnitt)

 

Sprachnetzwerke | Bei den Versuchspersonen mit deutscher Muttersprache sind die Verbindungen innerhalb der linken Hirnhälfte stärker, bei denen mit arabischer Muttersprache die zwischen den Hemisphären.

Es gab bereits erste Studien, die typische neuroanatomische Merkmale für unterschiedliche Sprachen gefunden haben. Dabei handelte es sich jedoch um kleinere Stichproben und andere Sprachen wie das Chinesische und Englische. Bekannt ist auch, dass sich graue und weiße Substanz beim Lernen einer Fremdsprache verändern. Die vorliegende Studie dokumentiert Unterschiede zwischen zwei größeren Stichproben von Muttersprachlern. Als Nächstes will die Forschungsgruppe untersuchen, was sich im Gehirn arabischsprachiger Erwachsener tut, wenn sie sechs Monate lang Deutsch lernen.

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Hippasos

https://www.ndr.de/kultur/Filmtipp-Die-Kairo-Verschwoerung,audio1354620.html

 

https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kultur/von-der-name-der-rose-inspiriert-tarik-salehs-islam-und-politthriller-die-kairo

Von "Der Name der Rose" inspiriert – Tarik Salehs Islam- und Politthriller "Die Kairo-Verschwörung"

Die Kairo-Verschwörung" ist ein verschlungener Spionagethriller, der in einem der wichtigsten Zentren der islamischen Theologie spielt: der Al-Azhar-Universität in Kairo. Der Film erzählt die Geschichte eines einfachen Jungen vom Land, der zur Schachfigur in einem politischen und religiösen Machtkampf wird.

 

Atmo Verleih AG

Eine Szene aus "Die Kairo-Verschwörung".

Er heißt Adam, aber im Paradies lebt er nicht. Adam (Taufik Barhom) ist der Sohn eines einfachen Fischers am Manzala-See im Nildelta. Seine Mutter ist tot, der fromme, strenge Vater züchtigt seine drei Söhne regelmäßig. Nur der Dorf-Imam fördert den klugen Adam. Doch als Adam von der berühmten Al-Azhar-Universität in Kairo ein Stipendium erhält, wartet dort nicht das erträumte Paradies gläubiger Gelehrsamkeit auf ihn, sondern ein Abgrund aus Mord und Intrigen. So beginnt "Die Kairoverschwörung" des schwedisch-ägyptischen Filmemachers Tarik Saleh, der für sein Drehbuch bei den letzten Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme erhalten hat.

"Ist es gefährlich?"

Verlagsangebot

Den Anstoß zu seinem sehenswerten Islam- und Politthriller habe er erhalten, nachdem er "mal wieder Umberto Ecos in einem Kloster spielenden Mittelalter-Thriller ›Der Name der Rose‹" gelesen habe, hat der 1972 in Stockholm geborene Regisseur bekannt. Der vor fast 40 Jahren mit Sean Connery verfilmte Roman kreist als Kriminalfall um den erbitterten Gegensatz zwischen Vernunft, Wahrheit und religiöser Doktrin. "Was wäre, wenn ich eine solche Geschichte erzählen würde, aber in einem muslimischen Kontext?", habe er sich gefragt, "Wäre das möglich? Wäre es mir erlaubt? Ist es gefährlich? Das war ein Gefühl ähnlich dem, wenn man als Kind mit dem Feuer spielt. Als ich anfing, diesem Gedanken nachzugehen, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich konnte es nicht nur tun, ich musste es einfach tun", sagt Saleh.

"Boy from Heaven" (oder vielmehr "Walad min al-Dschanna", Kind des Paradieses) lautet der Originaltitel seines Films, was dessen erzählerischer Idee näher kommt als die etwas reißerische Überschrift "Die Kairo-Verschwörung".

Wie in der Bibel ist auch im Koran Adam der aus dem Paradies vertriebene Vater der Menschheit. Adson heißt der religiöse Novize in der "Name der Rose", Adam ist es in der "Kairo-Verschwörung". Was sie verbindet, ist ihre wache Klugheit und ihr kindlich-reines Herz, der naive, aber scharfe Blick auf die Abgründe der religiösen Welt, in die sie sich hineingeworfen finden. Doch einen weisen Führer wie William von Baskerville, mit dem Adson durch seine mörderische Geschichte findet, hat Adam in der Azhar-Universität nicht. Im Gegenteil: Sein "Führer" ist Ibrahim, ein undurchsichtiger und brutaler Offizier der Staatssicherheit. Ihn spielt der großartige Fares Fares, der in Salehs Filmen öfter zu sehen ist.

Tarik Saleh ist Sohn einer schwedischen Mutter und eines ägyptischen Vaters. In Ägypten ist er schon länger Persona non grata. Bereits mit seinem vorletzten Film, dem im arabischen Frühling angesiedelten Thriller "Die Nile Hilton Affäre" (2017), ist Saleh dem Regime auf die Füße getreten. Gedreht werden konnte daher nicht in Ägypten. Die Rolle der ehrwürdigen Azhar-Universität muss die prächtige Süleymaniye-Moschee in Istanbul spielen. Salehs Geschichte ist auch vom Leben seines Großvaters inspiriert, der – aus einfachen Verhältnissen stammend – als Erster seines kleinen Dorfs an der angesehensten Universität der muslimischen Welt studierte.

Adam ist gerade an der Azhar angekommen, da stirbt der Groß­imam der Universität. Der Chef der Staatssicherheit versammelt seine höchsten Offiziere und erklärt:

"Der Großimam ist tot, deswegen müssen wir sicherstellen, dass die Person, die ihn ersetzen wird, unsere Vorstellungen teilt."

Adam wird von Ibrahim zu Spitzeldiensten für die ägyptische ­Stasi erpresst. Er wird Zeuge eines Mordes, gerät zwischen die Fronten der religiösen und politischen Machthaber Ägyptens – und selbst in Lebensgefahr.

Im Jahr 972 gegründet, hat die Al-Azhar-Universität heute rund 300 000 Studenten, 3000 Professoren und nicht mehr ausschließlich islamisch-theologische Fakultäten; aber noch immer ist der Großimam der Azhar wie seit Jahrhunderten für viele Muslime so etwas wie der Papst für die katholische Kirche: die höchste Autorität im sunnitischen Islam. Seine Rechtsgutachten, sogenannte Fatwas, haben enormen Einfluss. Kein weltlicher Führer Ägyptens kann gegen die religiösen "Empfehlungen" des Groß­imams der Kairoer Al-Azhar regieren.

Großimam der "echten" ­Azhar ist seit 2010 Scheich Ahmed al-Tayyeb, der auch in Paris an der Sorbonne studiert hat. Jüngst sorgte er mit einem Vorstoß zur vorsichtigen Änderung des islamischen Erbrechts zugunsten von Frauen für Aufmerksamkeit. 2017 war er Gast des Kirchentags. Er gilt als "Sprachrohr des Regimes" und als Terrorgegner – außer wenn es um Israel geht. Immer wieder hat sich Ahmed al-Tayyeb hart judenfeindlich geäußert. Ins Amt gekommen ist er durch den 2011 gestürzten "Pharao" Hosni Mubarak; Ägyptens heutigen Präsidenten Abdel Fattah as-Sisi unterstützte er nach dessen Volksputsch gegen die Muslimbrüder von Anfang an. Im Film wird Sisi nie erwähnt, doch das Porträt des Präsidenten ist allgegenwärtig.

Sisis Bestrebungen, seiner Diktatur einen koranischen Segen zu verleihen, hat sich Großimam Al-Tayyeb jedoch geschickt entzogen. Der Imam habe weltweit an Popularität gewonnen, sagt Regisseur Saleh, als er sich dem Machthaber entgegenstellte, den niemand herauszufordern wagte. "Der Konflikt, den ich mir in meinem Drehbuch ausgemalt habe, fand also auch im wirklichen Leben statt." Wie in "Der Name der Rose" geht es auch in "Die Kairo-Verschwörung" um verbotene Bücher und die Angst vor der subversiven Kraft der Wahrheit.

"Schmückt den Koran mit euren Stimmen", soll der Prophet Mohammed gesagt haben. "Rezitiere den Koran in langsamen, gemessenen, rhythmischen Tönen", heißt es in der 73. Koransure (Al-Muzzamil, Vers 4).

Der Film zeigt, welche Schönheit, welche Faszination vom geschulten Koran-Vortrag ausgehen kann. Doch wir lernen auch, wie umstritten die Kunst des "­Taghanni", der melodischen Koran­lesung, ist.

Die Staatssicherheit nötigt Adam, sich einer besonders frommen Gruppe anzunähern, die sich sogar nachts zum Beten trifft ("Das Gebet ist besser als der Schlaf"). Als Adam hier erstmals rezitiert, zischt einer aus der Gruppe wütend: "Singen! Singen! Er singt!" Salafisten sind auch an diesem Punkt strenger als andere muslimische Strömungen.

Die Gruppe folgt den Ideen von Sayyid Qutb (1906-1966). Der Ägypter war einer der einflussreichsten Theoretiker der Muslimbrüder und ideologischen Vordenker des salafistischen Dschihadismus, der sich in Bewegungen wie Al-Qaida oder dem "Islamischen Staat" blutig verwirklichte. Seine Bücher sind im Ägypten Sisis verboten und aus den Moschee-Büchereien verbannt. Gelesen werden sie dort trotzdem. Auch "weil es Bücher sind, die die Mächtigen erzittern lassen", wie im Film der Al-Azhar-Student Adam sagt.

Vertreibung aus dem Paradies

Im streng-kühlen Innenhof der Universität versammeln die Professoren ihre Studenten um sich zur Vorlesung. Wie auf einem Schachbrett stehen sich die verschiedenen Strömungen des Islams gegenüber. Viele islamisch-theologische Feinheiten, auf die der Film anspielt, aber nicht erklärt, dürften europäischen Zuschauern entgehen. So mag der Film auf manche einen Zug zu langatmig wirken. Als albtraumartiger "Spio­nagethriller" funktioniert er dennoch hervorragend.

Auch die Geheimpolizisten und der jedenfalls grundsätzlich liquidierungsbereite Minister halten fromm ihre Gebetszeiten ein. Dann bringt das lügenhafte Mordgeständnis eines Imams die staatliche Macht nahe an den Offenbarungseid. Und Adam fängt an, das System der Mächtigen – jener der Religion und jener des Staats – zu verstehen.

"Banu Adam" ist der arabische Begriff für "Menschheit". Mit seinem Genre-Thriller um den muslimischen Religionsschüler Adam erzählt Saleh zugleich eine Parabel über den Glauben und die Wahrheit, die Macht und die Lüge.

Tarik Saleh wollte dabei, wie er betont, keine Erzählung "gegen den Islam" schaffen. Sein Film zeigt deutlich seine Liebe zu den Geschichten und Klängen dieser Welt, zur Schönheit des Koran. Doch wo Jesus und die frühe Christenheit zwischen der Sphäre der weltlichen Macht und der Gottesherrschaft trennten, trennen mussten, hat der Prophet Mohammed von Anbeginn ein anderes Projekt verfolgt: Bewusst, gewissermaßen pragmatisch und vernünftig wollte er die Sphäre des Diesseits, der Gesellschaft und der Macht mit der Sphäre der Religion in Übereinstimmung bringen. Von Anfang an hat sich der Islam als "politische Religion" verstanden. Auch deswegen tut sich die islamische Welt mit einer Trennung dieser beiden Sphären nach dem westlichen, "post-kirchlichen" Muster seit der Aufklärung so schwer.

Im Grunde ist es diese unentwirrbare Realität, die Salehs Film zeigt und auf die der Held mit dem reinen Herzen prallt. Am Ende kehrt der Fischersohn zurück nach Manzala. Adam hat seine religiöse Kleidung abgelegt und sitzt wieder im Boot mit seinem Vater – ein Vertriebener aus dem vermeintlichen Paradies des Glaubens und des Wissens. Denn wo die befriedende Trennung von Religion und Staat nicht möglich ist, bleibt für den wahren Gläubigen nur noch eins: der Abschied von der Religion

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  • 2 weeks later...
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Hippasos

Interessanter Artikel, was ist eure Meinung dazu?

Was passiert, wenn Erdogan verliert?

Die Türkei wählt am 14. Mai. Wenn Erdogan tatsächlich verliert, aber nicht augenblicklich das Land verlässt, hat das Volk die A-Karte gezogen. Er wird niemals seinen Stuhl räumen, wenn er noch eine Chance wittert. Schwere Zeiten kommen auf die Türkei zu. Danach aber auch schöne.

Was passiert, wenn Erdogan verliert? Ich, der natürlich wegen der nicht vorhandenen Meinungsfreiheit die Türkei nicht mehr betreten darf, hoffe, dass er geht. Was ich hier schreibe, ist meine Meinung und meine Annahmen, wie es kommen würde. Sie dürfen und können anderer Meinung sein. Darum geht es nämlich, um die Meinungsfreiheit.

Eigentlich hat er die Wahl schon verloren. Selbst bei den beschönigten Umfragen, liegt er weit hinten. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass er verliert, kommt immer wieder die Einschränkung zur Sprache, wie: „Er wird schon war krummes drehen, damit er doch gewählt wird.“ Wie bitter, oder (Achgut berichtete)?

Der Gedanke, dass das Amt des Präsidenten eines Landes mit einer Person besetzt ist, die link und korrupt und der nicht über den Weg zu trauen ist – das ist die Ära Erdogan. Er hat das Land immer schon, auch als er noch Ministerpräsident war, wie ein Mafiaboss geführt. Er selber sagte mal, dass er wie ein CEO das Land führen wolle, weil alle Unternehmen ein Gewinnstreben haben. Gut gesagt, nur, wenn die Türkei mit einem Unternehmen zu vergleichen wäre, wäre sie schon pleite und er gefeuert worden.

Wer Istanbul regiert, der regiert auch die Türkei

Das Land wird schon lange nicht mehr regiert. Ab wann das losging, weiß ich nicht mehr, weil die Übergänge nahtlos waren, aber 2010 dürfte es begonnen haben. Erdogan wartet einfach ab und schaut, wie sich die Dinge ohne sein Zutun entwickeln. Die Richtung, immer weiter nach unten, ist ihm völlig egal. Was soll er auch tun, eine Rettung könnte es nur geben, wenn er zur parlamentarischen Demokratie zurückkehrte. Das geht aber für ihn nicht mehr. Er muss jetzt sehen, dass er da oben bleibt. Dabei wird ihm jedes auch illgeale Mittel recht sein.

Beim Verfassungsreferendum 2017 konnte er circa 2,5 Millionen nicht gestempelte, also ungültige Wahlzettel zu seinen Gunsten zählen lassen. Die Wahlkommission, die von seiner Partei wie alle anderen Gremien des Landes unterwandert wurde, spielte mit.

Bei den Kommunalwahlen 2019 dann traf die CHP, die sozialdemokratische Volkspartei, Vorkehrungen und überwachte die Wahlurnen mit einer Armee von Freiwilligen. Es kam wie es, aus der Sicht von Erdogan, nicht kommen durfte: Istanbul, Ankara, Izmir, Antalya … In den Metropolen hieß es wie am Roulette-Tisch: „Die Hand wechselt!“

In der Türkei gibt es eine Regel, die es bei dieser Wahl auch zu bestätigen gilt. Wer Istanbul regiert, der regiert auch die Türkei. Damals schon war Istanbul in der Hand der AKP und Erdogan war der Oberbürgermeister, bis er über krumme und illegale Wege an die Spitze der Regierung kam.

„Wenn Ihr nicht spurt, werde ich meine Leute auf die Straße jagen!“

Kommen wir zu der Frage, was passiert, wenn er verliert. Eine andere Regel ist auch, dass Diktatoren, so möchte ich ihn wegen seines Handelns bezeichnen, wenn sie einmal durch demokratische Wahlen gewählt wurden, nie wieder eine Wahl verlieren. Übrigens, die demokratischen Wahlen sind in diesem Fall sogenannte demokratische Wahlen.

Stellen Sie sich vor, einer hat 95 Prozent der Medien durch seine Mannen aufgekauft und auf seiner Seite, stellen Sie sich vor, diese Person finanziert ihren Wahlkampf aus der Staatskasse, benutzt Staatskarossen, sogar die der Erdogan-Partei AKP gehörenden städtischen Fahrzeuge, lässt die wenigen freien Medien durch die staatliche Zensurbehörde zu hohen Strafen verdonnern, oder schließt diese für einige Wochen. Am Ende nennt man sowas demokratische Wahlen.

Wenn er tatsächlich verliert, aber nicht augenblicklich das Land verlässt, hat das Volk die A-Karte gezogen. Er wird niemals seinen Stuhl räumen, wenn er noch eine Chance wittert. Es wird dann blutig zugehen auf den Straßen. Der Mob wird vielerorts die Waffen einsetzen, die er in seinen Schränken hortet. Damit gedroht hat Erdogan früher mehrmals. „Wenn Ihr nicht spurt, werde ich meine Leute auf die Straße jagen!“ Das sagt ein angeblich demokratischen Wahlen entsprungener Präsident.

Es wird also Blut fließen. Gegenüber wem dieser Hass sich entladen wird, wird man dann sehen. Es ist nicht einfach, auf Menschen zu schießen, die selbst keine Waffe haben und nicht mal auf die Straße gehen werden. Ob die Wähler der Opposition dieses in einer Situation tun, in der sie doch seit den Gezi-Demos 2013 sich nie wieder auf die Straße getraut haben, ist fraglich.

Vom Fandenken her agieren

Eine Gefahr könnte auch für die Ausländer, Christen, Juden und Armenier bestehen. Wie 1955, als der Mob nur eine Nacht tobte, ging es gegen Juden und Armenier (Achgut berichtete). Damals gab es aber nicht so viele Türkei-Residenten aus Europa, die man hätte angreifen können.

Für meinen Teil sollten Oppositonelle in der Türkei mehrheitlich wählen gehen, damit die erdrückende Mehrheit der Vernünftigen, die sie darstellen, so zum Tragen kommt, dass man sich über einige Tausend Stimmen nicht streiten muss.

Sowohl in Deutschland (nur ein Wahlkreis) als auch in der Türkei stellen die AKP-Wähler nicht die Mehrheit dar. Der Unterschied ist, dass sie zum Wählen herangekarrt werden, sei es von den Ortsverbänden der AKP oder den Familienvätern, die vorgeben, was zu wählen ist.

Überhaupt hört man in der Türkei seit Jahrzehnten den Spruch, der mich immer aufregt: „Seit Generationen wählt unsere Familie die XYZ-Partei.“ Das bedeutet, dass die Familienmitglieder keine eigene Meinung haben, nicht hinterfragen und lediglich meinen, einen Abo-Vertrag abgeschlossen zu haben oder vom Fandenken her agieren. Die, die dann Krawall machen werden, sind die Hooligans.

Multimilliarden Euro und Gold nach Katar geschafft

Wie ich oben schon geschrieben habe, wenn die Wahl klar ausfällt und Erdogan verliert, wird er ein letztes Mal widerrechtlich auf Staatskosten reisen. Wahrscheinlich zu seinen Kumpanen nach Katar, zumal seine Gelder und Reichtümer, wie man hört, dort angehäuft wurden.

Ob nach einer Niederlage Erdogans die in Katar stationierten 5000 türkischen Soldaten, von denen man nicht weiß, was sie da überhaupt tun, zurückkehren, wird man sehen. Die sind seit bald acht Jahre dort stationiert und kosten die Staatskasse nur Geld. Er soll über seine Familie, so hört man, Multimilliarden Euro und Gold nach Katar geschafft haben. Also gilt es diese Schätze zu bewachen und zu schützen.

Natürlich kann er als Busenfreund der USA auch gleich in die Staaten ziehen. Die Erdogan-Familie hat längst das Anwesen von Mohammed Ali in Michigan erworben. Ob er sich allerdings dahin traut, ist fraglich. Sein langjähriger Freund und jetzt angeblicher Feind Fethullah Gülen – die Übergänge sind in der türkischen Politik fließend –, lebt dort. Fakt ist, er wird eine Armee von Sicherheitsleuten um sich haben müssen. Macht der Gewohnheit halt.

Per präsidialem Dekret regieren

Wenn Erdogans Konkurrent, der Sozialdemokrat Kemal Kilicdaroglu, die Präsidentschaftswahl gewinnt, gäbe es zwei Varianten. Wenn er als Person zum Präsidenten gewählt wird, aber die AKP, mit ihrem jetzigen Koalitionspartner, der MHP, die Mehrheit im Parlament hat, muss er mit der Wiedereinführung der parlamentarischen Demokratie warten. In diesem Fall würden alle Gesetzesvorschläge, die nicht von der AKP eingereicht werden, wie schon die letzten 20 Jahre, abgeschmettert werden. Also müsste dann der Präsident, zum Wohle der Türkei – da vertraue ich voll auf Kilicdaroglu –, wie Erdogan die meisten Zeit per präsidialem Dekret regieren. Bei diesem System ist das Parlament völlig überflüssig. Allerdings könnte die Türkei durch eine solche Konstellation unregierbar werden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Hoffnung, irgendwie an die Macht kommen zu können, Erdogan im Lande halten würde.

Somit wäre der Übergang zur parlamentarischen Demokratie ein Muss. Danach müsste man dem Internationalen Währungsfonds (Erzfeind von Erdogan) einen strammen Fünf- beziehungsweise Zehnjahresplan vorlegen. Mit stramm meine ich, dass die Gürtel noch enger geschnallt werden müssten.

Mit diesem Wirtschaftsplan würde man vom IWF dann circa 300 bis 500 Milliarden Euro verlangen, wie damals Argentinien. Natürlich wird der IWF dann vorschreiben, dass die Gürtel abermals noch enger geschnallt werden müssen, zusätzlich zum vorgelegten Wirtschaftsplan. Das dem Volk zu erklären, wird nicht einfach werden, zumal so viel Verständnis über die Abläufe in der Wirtschaft beim Volk nicht vorhanden ist. Es wird Stimmen geben, wie: „Ich wünsche mir wieder Erdogan zurück.“ So wie in Deutschland die Ostdeutschen, nur weil es ihnen hier und heute nicht gut geht, sich die Unfreiheit der DDR zurückwünschen, wo man für Nichtstun noch ein Gehalt bekam.

So bankrott wie damals Griechenland?

Die Türkei von heute steht viel schlechter da als damals Griechenland bankrottging. Warum dieses aber in Europa kein Thema ist, ist schnell erklärt. Der Staat, egal in welchem Land, würde zum Beispiel eher eine kleine, in Schwierigkeiten geratene Bank pleitegehen lassen als eine große Bank. Kennen wir von den Pandemiehilfen, wie einige Banken Multimilliarden von Euro Hilfen bekamen, aber kleinere wiederum nicht. Genauso ist die Sachlage in der Türkei.

Das Land schuldet den ausländischen Kreditinstituten, laut aktuellen Zahlen vom 31. März 2023 459 Milliarden US-Dollar, ohne Zinsen. Interessant ist immer, dass man die Gesamtauslandsverschuldung in US-Dollar angibt, aber die Aufschlüsselung umgerechnet in Türkische Lira. Die Türkei zahlt seit 2003 durchschnittlich 27,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Zinsen. Das muss man sich mal bewusst machen, fast 30 Milliarden und das Jahr für Jahr. Die Milliarden, die man von den Saudis und Katarern immer wieder mal zwischendurch bekommt tauchen in den Statistiken nicht auf. Die heimsen dafür entweder Grundstücke, Unternehmensanteile oder andere Vergünstigungen ein. Ich hatte mal geschrieben, dass sich Superreiche eine Insel kaufen, aber Katar gleich ein ganzes Land, dank Erdogan.

Dass die Türkei nicht wie Griechenland Staatsbankrott anmelden muss, hat einen einzigen Grund, nämlich die Tatsache, dass die geldgebenden ausländischen Banken ihre vergebenen Kredite an die Türkei nicht zurückverlangen. Würden sie nämlich hart auf hart zurückverlangt, wäre die Türkei am Ende. Warum tun sie das? Nicht weil sie die Türkei so liebhaben, nein, weil die heimischen Banken, die die Gelder gegeben haben, dann pleitegehen würden. Warum sollen die Banken, wo sie doch allesamt dieser Tage kriseln, dieses tun? Also gehen sie den lohnenderen Weg. Wenn sie, wie derzeit geschieht, jährlich von der Türkei fast 30 Milliarden US-Dollar Zinsen pro Jahr erhalten, dann hat die Türkei in 15 Jahren so viel Geld wie die Hauptschuld allein an Zinsen bezahlt, ohne einen Cent Schulden abzubauen.

Waisenrente mit 55 Jahren

Was die Renten angeht, gibt es so viele Arten von Renten und sonstigen Zahlungen an den Einzelnen, dass man nur Staunen kann. Die Zwischenüberschrift betrifft eine unverheiratete Verwandte von mir. In der Türkei bekommen die Frauen, wenn die Eltern verstorben und sie unverheiratet sind, bis ans Lebensende eine Waisenrente. Wenn ich mir die Verwandte anschaue, deren beide Elternteile schon seit 40 Jahren tot sind, möchte bei mir irgendwie nicht das Mitleid aufkommen, das ich gegenüber einem Waisenkind aufbringen würde.

Da bin ich echt gespannt, ob und wie die Wahlversprechen umzusetzen sind. Hier die Schulden komplett zu streichen, dort Wohnungen für lau zur Verfügung zu stellen. Geht alles nur mit Gelddrucken, aber wird nicht funktionieren, wenn man die Wirtschaft retten möchte. Eines der Versprechen betrifft die Visafreiheit in Richtung EU. „In drei Monaten können alle Türken ohne Visa in die EU reisen“, verspricht dieses Mal Kilocdaroglu. Bei den letzten Wahlen hatte Erdogan damit gelockt. Halleluja Bruder, was für ein Versprechen!

Eigentlich, wenn man zu Ende denkt, könnte das durchaus umgesetzt werden. Wie das? Im Rahmen der EU-Anpassungen, gab man damals dem Europäer des Jahres 2004, Erdogan, die Bedingungen, die zu erfüllen waren, damit am Ende die Visafreiheit dabei herauskommt. Fast alle Punkte wurden in Rekordzeit erfüllt. Bis auf eine Forderung, die die Regelungen gegenüber Terroristen betraf. Diese war die Türkei nicht bereit zu erfüllen, zumal Erdogan einen Terroristen anders definiert als die übliche Menschheit. Ich bin zum Beispiel als Andersdenker in seinen Augen ein Terrorist. Also blieb es beim Visazwang.

Wie gesagt, wenn diese eine Klausel im Katalog der EU-Anpassungsforderungen tatsächlich erfüllt würde, wäre die EU im Zugzwang. Damit würde es für Deutschland das Problem geben, dass viele Türken, wenn auch befristet, nach Deutschland strömen; aber ein anderes Problem könnte sich von allein lösen. Die einmal in Deutschland befindlichen Türken würden sich sofort um einen Job kümmern und diesen auch finden. Viele Arbeitgeber, aber auch die deutschen Behörden würden merken, dass wo ein Wille ist, auch ein Weg ist. 

Schwere Zeiten kommen auf die Türkei zu, aber auch schöne

Ein Versprechen der Koalition beziehungsweise dem Kontrahenten Erdogans, Kemal Kilicdaroglu, ist die absolute Meinungsfreiheit. Was das bedeutet, davon kann ich ein Lied singen. All die unschuldig inhaftierten würden frei sein. Die verlorenen Jahre kann man ihnen nicht wiedergeben, aber das Leben danach versüßen, mit absoluter Freiheit.

Comedy- und Satiresendungen würden sich wieder über die Politiker lustig machen können. Das Leben würde von Freiheit bestimmt sein. Die herrschende Armut dürfte leichter zu ertragen sein. Die Türkei erholt sich aus jeder Krise schneller als andere Gesellschaften das tun, zumal sie Krisen erprobt ist.

Es bleibt zu hoffen, dass das Wahlergebnis so eindeutig ist, dass das Land regierbar bleibt und die zu erwartenden Tumulte nach den Wahlen, wenn er Erdogan verloren hat, von kurzer Dauer ist.

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  • 2 weeks later...
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Hippasos

Ich hab da ein Rätsel in der Zeit gemacht und dabei diese schöne Frage gefunden. Wer findet die Lösung?

Die verschiedenen Religionen sind nur verschiedene … zu derselben Stadt (indisches Sprichwort)

https://spiele.zeit.de/eckchen/

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Epikureer

Vorsicht ist angesagt....nur mal so nebenbei....die meisten von euch sind sowieso hartgesotten....😉

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Hippasos
Am 1.5.2023 um 00:15 schrieb Epikureer:

 

Der Ganser ist so eine zwielichtige Person, aber darüber will ich nicht diskutieren. In den Stuttgartern Stadtteilen gibt es mehrere Standorte der Amerikaner. Irgendein hoher General residiert in der Richard-Wagner-Straße neben dem Sitz des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten, der Villa Reitzenstein. Nicht weit davon hab ich mal gewohnt. Schwer bewachtes Gelände. Das eigentliche Hauptquartier ist aber in Mons in Belgien. Von wo aus die Amis ihren Krieg führen ist eigentlich egal.

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Hippasos

Wahl in der Türkei. Bin mal gespannt, wie die heute ausgeht.

Hier ein interessantes Interview:

https://www.domradio.de/artikel/islamwissenschaftler-erlaeutert-auswirkungen-der-tuerkei-wahl

 

12.05.2023

Islamwissenschaftler erläutert Auswirkungen der Türkei-Wahl

"Ein viel weltoffeneres Bild des Islam"

Was könnte sich durch die Türkei-Wahl verändern, wenn der weltoffenere Kılıçdaroğlu zum Staatspräsidenten gewählt wird? Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide erläutert, was das für die türkischstämmigen Muslime hier bedeuten würde.

 

Frauen mit einer türkischen Fahne / © John Wreford (

shutterstock )

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DOMRADIO.DE: Der europäische Islam sucht seine Identität. Wie wichtig ist es da, ob in der Türkei nun künftig ein konservativer, muslimisch-sunnitischer Erdoğan regiert oder ein alevitischer Kılıçdaroğlu?

Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie / © Lars Berg (KNA )

Prof. Mouhanad Khorchide (Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni Münster): Das spielt eine entscheidende Rolle. Denn wir wissen ja aus Erfahrungen der Vergangenheit, dass es sehr stark vom Religionsministerium, von Diyanet, abhängig ist, wie sich der Islam gerade in den türkisch sprechenden Moscheen gestaltet. In der Türkei hat sich in den letzten Jahren eine Entwicklung ergeben, wo sich zum Beispiel DITIB etwas von Diyanet emanzipiert.

Aber es ist eigentlich ein offenes Geheimnis, dass es dennoch Einflüsse auf die Entwicklungen in Europa gibt. Vor allem denken wir an die letzten Jahre, wo vor allem der politische Islam in der Türkei immer stärker geworden ist. Das heißt, die Instrumentalisierung des Islams für politische Machtansprüche.

Und natürlich macht das etwas mit uns hier in Europa, wie der Islam dann repräsentiert wird, vor allem in den Ländern wie Deutschland oder Österreich, wo die Mehrheit der Muslime türkischstämmig sind.

DOMRADIO.DE: Welche Auswirkungen hat das auf den interreligiösen Dialog, ob der sunnitische Präsident bleibt oder sein alevitischer Herausforderer kommt?

Wahlen in der Türkei / © Tolga Ildun (dpa )

Khorchide: Ich glaube, dass das Alevitentum an sich nicht die entscheidende Rolle spielt. Im Gegenteil, die Betonung von ethnischen oder konfessionellen Zugehörigkeiten ist sogar kontraproduktiv in der Türkei.

Den Kandidaten Kılıçdaroğlu macht aber aus, dass er einen Islam jenseits des politischen Islams repräsentiert und den Islam vertritt, der viel weltoffener ist als das, was wir in den letzten Jahren erfahren haben.

Das bedeutet, der interreligiöse Dialog wird offener. So erwartet man auch, dass er offener geführt wird, dass überhaupt ein viel weltoffeneres Bild des Islams gegeben wird.

Die Ergebnisse am Sonntag werden uns erst einmal zeigen, was sich durchgesetzt hat. Die nächsten Jahre werden uns auf alle Fälle zeigen, in welche Richtung der Islam in Europa geht.

DOMRADIO.DE: Viele türkischstämmige Menschen, die hier leben in Deutschland, fühlen sich dem Amtsinhaber Erdoğan sehr verbunden. Sagt das etwas in Ihren Augen über das Verständnis der Leute gegenüber Religion aus oder ist das eher eine politisch motivierte Aussage? 

Stuttgart: Wahlberechtigte Türken stehen vor einem Wahllokal zur Abstimmung für die Türkei-Wahlen / © Bernd Weißbrod (dpa )

Khorchide: Etwa 66 Prozent der Türkeistämmigen, die hier in Deutschland leben, haben letztes Mal Erdoğan gewählt. Und wir wissen, dass sie zum Großteil nicht religiös sind. Das heißt, es waren nicht religiöse Motive. Bei manchen schon, aber bei der Mehrheit nicht, sondern es sind vor allem Identitätsverunsicherungen.

Viele Türkeistämmige sagen: Hier in Deutschland lebe ich in der zweiten, in der dritten Generation. Die Frage der Zugehörigkeit, gehören wir hierher oder nicht, wird von der sogenannten Mehrheitsgesellschaft immer wieder infrage gestellt. Das heißt, man stellt die Zugehörigkeit zu Deutschland in Frage.

Jetzt kommt ein Präsident, der in den letzten Jahren immer wieder Wahlkampf in Deutschland geführt hat und immer wieder betont: Vergesst nicht, ich bin euer Präsident und ich erkenne euch an und komme auf euch mit offenen Armen zu. Das heißt, er bietet hier eine Identifikationsfigur für viele Türkeistämmige, was nicht heißt, dass das realpolitisch eine Bedeutung für die Menschen hier hat.

Denn man weiß auch folgendes von vielen Gesprächen mit denen, die Erdoğan gewählt haben. Wenn man sie fragt, ob sie sich vorstellen können unter Erdoğan in der Türkei zu leben, dann wollen sie das nicht. Das heißt, die Menschen wollen nicht realpolitisch wirklich in der Türkei leben. Aber sie identifizieren sich mit einem Erdoğan, der immer wieder die nationale Identität und Zugehörigkeit zur Türkei betont, zum Teil auch im Namen der Religion.

Aber gleichzeitig besteht das Gefühl, dass die Gesellschaft sie nicht so annimmt, wie sie sind. Das heißt, es ist auch ein Alarmzeichen für die "Mehrheitsgesellschaft", ob wir es schaffen, Räume für Türkeistämmige zu bieten, damit sie sich mit Deutschland identifizieren.

DOMRADIO.DE: Dieses Phänomen kann man häufiger beobachten. Menschen in der Diaspora halten an den Traditionen aus ihrem Heimatland fest. In Deutschland wird das oft als Vorwurf ausgelegt, dass sie sich nicht integrieren. Inwieweit ist das problematisch?

Khorchide: Das ist insoweit problematisch, wenn man hier mit dem Zeigefinger kommt und nicht versucht, die Herausforderung zu verstehen. Das sind Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind. Sie leben schon in der dritten Generation hier. Das heißt, ihre Eltern sind auch hier geboren und aufgewachsen. Vielfach wird aber die Rhetorik verwendet "wir Deutsche und ihr" statt von einem großen "Wir" zu sprechen.

Das macht etwas mit den Menschen. Das verunsichert die Menschen und verhindert auch diese Identifikation mit diesem großen "Wir". Das hat nichts mit Integration zu tun, sondern das hat mit der Suche nach einem Kollektiv zu tun. Wo gehöre ich hin? Und zu welchem Kollektiv? Das ist keine Einbahnstraße.

Das heißt, sowohl die "Mehrheitsgesellschaft" muss Räume schaffen für die Menschen und sich damit identifizieren, aber auch die andere Seite. Natürlich muss sie hier auch auf die Gesellschaft zugehen.

Wir beobachten aber, dass immer wieder Spannungen stattfinden, zum Teil auch durch den "politischen Islam" in Deutschland und in Europa. Er hat großes Interesse an einer Polarisierung. Da wird der Westen, wird Europa als Feindbild in den Augen des politischen Islams kommuniziert.

DOMRADIO.DE: Wird der Ausgang der Wahl am Sonntag in der Türkei eine spürbare Auswirkung haben, was den interreligiösen Dialog in Deutschland oder auch in Europa angeht?

Khorchide: Definitiv. Wenn sich weiterhin der politische Islam in der Türkei stark macht, wird das den interreligiösen Dialog schwächen beziehungsweise weiterhin nur oberflächlich machen, sodass man nur nette Gespräche führt.

Aber es geht nicht wirklich um Anerkennung des Anderen in seiner Andersheit, wenn die Wahl so ausgeht, dass in Zukunft ein weltoffeneres Islambild kommuniziert und getragen wird. Natürlich wird es auch für mehr Öffnung Richtung anderer Religionen und Weltanschauungen sorgen. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

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